Das letzte Dresdner Baby der DDR ist 30: So lebt er heute

Dresden - Als DDR-Bürgerin hatte sie die Entbindungsklinik betreten. Als Constanze Vogler (heute 50) sie wieder verließ, stand sie im Westen - mit ihrem kleinen Andreas (heute 30) im Arm.

Andreas Vogler (30) und seine Mutter Constanze Vogler (50) auf dem Sofa in der Wohnung von Constanze.
Andreas Vogler (30) und seine Mutter Constanze Vogler (50) auf dem Sofa in der Wohnung von Constanze.  © Steffen Füssel

In der Nacht zum 3. Oktober 1990 hatte sie das letzte Kind der DDR in Dresden zur Welt gebracht, 25 Minuten vor Mitternacht. So leben die beiden heute ...

Schon vor 20 Jahren hatten wir die Familie besucht. Mit neun Jahren sammelte Andreas Pokémons, schwamm beim Dresdner Sportclub (DSC) in der Halle an der Freiberger Straße, hörte Roxette.

Feuerwehrmann wollte der Viertklässler damals werden, sich später einen Porsche kaufen ... "Alle Träume sind geplatzt", scherzt Andreas zwei Jahrzehnte später.

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Nach der Schule machte er eine Ausbildung zum Kaufmann für Versicherungen und Finanzen, arbeitet heute als Kundenbetreuer bei der Targobank. Er fährt einen BMW, hört gerne elektronische Musik und Hip-Hop, geht bis zu fünfmal ins Fitnessstudio.

Dem Schwimmsport ist er bis heute treu geblieben. "Wettkämpfe musste ich aber aufgeben vor einigen Jahren, die Schultern hatten nicht mehr mitgespielt", sagt er. Als Schwimmtrainer leitet Andreas heute den Nachwuchs beim DSC an. Noch immer am alten Standort an der Freiberger Straße, aber in der neuen Halle. Auch seinem Viertel ist er treu geblieben, wohnt mit seiner Freundin in Gorbitz.

Vor 30 Jahren: Constanze Vogler (damals 20) mit ihrem Andreas.
Vor 30 Jahren: Constanze Vogler (damals 20) mit ihrem Andreas.  © Morgenpost Sachsen
Das ist Andreas heute mit 30 Jahren.
Das ist Andreas heute mit 30 Jahren.  © Steffen Füssel

Mutter Constanze wohnt wie einst um die Ecke. Auch ihr Job hat sich nach der Wende nicht geändert. Sie arbeitet noch immer als Maschinenführerin im Druckhaus an der Meinholdstraße (früher an der Ostra-Allee).

Für etwas Besonderes halten sich der letzte DDR-Dresdner und seine Mutter nicht. "So war das eben damals", sagt sie. Einen Vorteil genießt Andreas allerdings: "Ich kann ein Leben lang meinen Geburtstag feiern und dann am Tag der Deutschen Einheit immer ausschlafen."

Titelfoto: Steffen Füssel, Morgenpost Sachsen

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