Die Kunstschatz-Retter - Damit Dresdens Erbe im Katastrophenfall nicht untergeht

Dresden - Nur ein paar Zentimeter und viele helfende Hände bewahrten Dresdens unbezahlbare Kunstschätze zur Jahrhundertflut 2002 vor noch mehr Schaden. Damit sich ähnliche Katastrophen so nicht wiederholen, gründeten die Kulturstätten einen Notfallverbund. Seitdem proben die Schatz-Retter immer wieder den Ernstfall.

Helfer im Einsatz bei den Alten Meistern. Doch nicht alle Gemälde konnten vor 22 Jahren vor dem Wasser gerettet werden.
Helfer im Einsatz bei den Alten Meistern. Doch nicht alle Gemälde konnten vor 22 Jahren vor dem Wasser gerettet werden.  © DPA

Staatliche Kunstsammlung (SKD), Militärhistorisches Museum, TU, Hochschule für Bildende Künste, SLUB, Schlösserland: 21 Institutionen sind im Dresdner Notfallverbund vereinigt, der als einer der ersten der Republik 2011 ins Leben gerufen wurde.

Gründungsmitglied Thomas Kübler (58), Direktor des Stadtarchivs, wurde gerade erst als Chef des Verbundes (mit Maria Morstein vom Grünen Gewölbe) wiedergewählt.

"Im Katastrophenfall sind die Einrichtungen oft im eigenen Chaos gefangen. Wir helfen als Verbund personell und fachlich bzw. wollen verhindern, dass es überhaupt zum Chaos kommt", sagt er.

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So wie 2002, als die Flut alle überrascht hatte, zur Beinahe-Katastrophe führte. So konnten etwa sechs großformatige SKD-Gemälde bei einer Bergungsaktion nicht aus den unterirdischen Zwinger-Depots evakuiert werden, da der Aufzug nicht ging. Sie wurden in der Not nahe der Decke montiert, teils beschädigt.

Land unter auch im Zwinger: Mit der Jahrhundertflut im Jahr 2002 wären beinahe auch Dresdens Kunstschätze untergegangen.
Land unter auch im Zwinger: Mit der Jahrhundertflut im Jahr 2002 wären beinahe auch Dresdens Kunstschätze untergegangen.  © IMAGO/Jochen Eckel

Notfallverbund Dresden probt mehrmals im Jahr den Ernstfall

Koordiniert im Katastrophenfall die Kunstschatz-Rettung mit: Stadtarchiv-Direktor Thomas Kübler (58) ist Chef des Notfallverbundes.
Koordiniert im Katastrophenfall die Kunstschatz-Rettung mit: Stadtarchiv-Direktor Thomas Kübler (58) ist Chef des Notfallverbundes.  © Petra Hornig

Viermal im Jahr treffen sich Kräfte des Verbundes, besprechen und proben Handlungsabläufe, spielen Alarmketten durch wie vergangenes Jahr im Hygienemuseum.

Das Szenario: überfluteter Keller nach Wassereintritt. "Rund 60 Helfer waren beteiligt. Wir bargen Dokumente und Plastiken aus dem Keller, trugen diese in ein Zelt. Dort wickelten wir die Papiere in Folie ein, bereiteten wie im Ernstfall deren Schockfrostung vor", so Kübler.

Mit im Verbund auch die Feuerwehr, die sogar einen "Notfallzug Kulturgutschutz" mit speziellen Folierungsmaterial und Packkartons bereithält.

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Neben Hochwasser übt der Verbund auch den Umgang mit Stromausfällen (Unterbrechung der Kühlketten). Während des kurzen Ballon-Blackouts 2021 mussten aber keine Schätze gerettet werden.

Ernste Lagen sind selten, Notfallverbund ist dennoch im Einsatz

Der "Notfallzug Kulturgutschutz" der Feuerwehr hält auch Folierungsmaterial und Packkartons zum Schützen der Kunstwerke oder Dokumente bereit.
Der "Notfallzug Kulturgutschutz" der Feuerwehr hält auch Folierungsmaterial und Packkartons zum Schützen der Kunstwerke oder Dokumente bereit.  © Petra Hornig

Bislang gab es keine ernsteren Lagen, auch zur Flut 2013 blieb es trocken. Beteiligt war der Verbund an Hilfen für die Katastrophengebiete im Ahrtal und der Ukraine.

Titelfoto: DPA

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