Die Kunstschatz-Retter - Damit Dresdens Erbe im Katastrophenfall nicht untergeht
Dresden - Nur ein paar Zentimeter und viele helfende Hände bewahrten Dresdens unbezahlbare Kunstschätze zur Jahrhundertflut 2002 vor noch mehr Schaden. Damit sich ähnliche Katastrophen so nicht wiederholen, gründeten die Kulturstätten einen Notfallverbund. Seitdem proben die Schatz-Retter immer wieder den Ernstfall.
Staatliche Kunstsammlung (SKD), Militärhistorisches Museum, TU, Hochschule für Bildende Künste, SLUB, Schlösserland: 21 Institutionen sind im Dresdner Notfallverbund vereinigt, der als einer der ersten der Republik 2011 ins Leben gerufen wurde.
Gründungsmitglied Thomas Kübler (58), Direktor des Stadtarchivs, wurde gerade erst als Chef des Verbundes (mit Maria Morstein vom Grünen Gewölbe) wiedergewählt.
"Im Katastrophenfall sind die Einrichtungen oft im eigenen Chaos gefangen. Wir helfen als Verbund personell und fachlich bzw. wollen verhindern, dass es überhaupt zum Chaos kommt", sagt er.
So wie 2002, als die Flut alle überrascht hatte, zur Beinahe-Katastrophe führte. So konnten etwa sechs großformatige SKD-Gemälde bei einer Bergungsaktion nicht aus den unterirdischen Zwinger-Depots evakuiert werden, da der Aufzug nicht ging. Sie wurden in der Not nahe der Decke montiert, teils beschädigt.
Notfallverbund Dresden probt mehrmals im Jahr den Ernstfall
Viermal im Jahr treffen sich Kräfte des Verbundes, besprechen und proben Handlungsabläufe, spielen Alarmketten durch wie vergangenes Jahr im Hygienemuseum.
Das Szenario: überfluteter Keller nach Wassereintritt. "Rund 60 Helfer waren beteiligt. Wir bargen Dokumente und Plastiken aus dem Keller, trugen diese in ein Zelt. Dort wickelten wir die Papiere in Folie ein, bereiteten wie im Ernstfall deren Schockfrostung vor", so Kübler.
Mit im Verbund auch die Feuerwehr, die sogar einen "Notfallzug Kulturgutschutz" mit speziellen Folierungsmaterial und Packkartons bereithält.
Neben Hochwasser übt der Verbund auch den Umgang mit Stromausfällen (Unterbrechung der Kühlketten). Während des kurzen Ballon-Blackouts 2021 mussten aber keine Schätze gerettet werden.
Ernste Lagen sind selten, Notfallverbund ist dennoch im Einsatz
Bislang gab es keine ernsteren Lagen, auch zur Flut 2013 blieb es trocken. Beteiligt war der Verbund an Hilfen für die Katastrophengebiete im Ahrtal und der Ukraine.
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