Dresden, Anfang der 90er-Jahre: Nachwende-Fotograf zeigt uns seinen Bilderschatz
Dresden - Dresden war ihm gerade östlich genug: Fotograf Lothar Lange (69) ist im "tiefsten Westen" geboren. Dann fiel die Mauer - und Elbflorenz zog ihn an. Durch seine Kameralinse entstand bis 1994 die wohl umfangreichste Dokumentation der Wende in Dresden.

"Ich bin Honeckers letzte Rache", grinst Lange einem fragenden Passanten entgegen. Von denen schlendern viele über die Hauptstraße, das Familienfest am Goldenen Reiter zieht sie über den Boulevard. Am Jorge-Gomondai-Platz lädt Lange zur Reise in die eigene Vergangenheit.
19.000 Fotografien übergab er Mitte der 90er ans Stadtarchiv, 13.000 davon nennt er heute sein Werk. "Im Sommer '89 sagte ich mir: Wenn die Mauer fällt, gehst du in den Osten", erzählt der Ex-Antiquar aus Hannover gegenüber TAG24.
Und tat es auch: Bei der erstbesten Gelegenheit, am 26. Dezember 1989, stieg er um 10.29 Uhr aus dem Paris-Warschau-Express aus, fiel einem Bühlauer Taxi-Fahrer in die Arme und steuerte die Villa Bärenfett an.
Den Ort, in dem Karl May Langes schönste Kindheitserinnerungen schrieb. "Dann hat mich der Dresdner Charme magnetisiert, und mein Werk begann."




Bis Sonntag können seine Bilder erworben werden

Seine Frage: "Was machen Menschen, wenn ein System zusammenbricht?"
Den ersten eigenen Weg der Leute zu begleiten, die Entwicklung der eigenen Freiheit zu dokumentieren, das habe ihn interessiert.
Anders als seine Vorbilder wie Käthe Kollwitz hat er bewusst zur Kamera gegriffen: "Fotos sind die unideologischste, die zärtlichste Möglichkeit, Geschichte abzubilden."
Am Samstag und Sonntag hängen Langes laminierte Fotografien noch vor der Sparda-Bank am Gomondai-Platz, Ecke Königsstraße und können für 1 Euro pro Bild erworben werden.
Titelfoto: Bildmontage: privat/Lothar Lange, Thomas Türpe