Dresdner Hutmacherin eröffnet neues Atelier: Diese Sorge hat sie jetzt nicht mehr!

Dresden - Rechtzeitig vor dem Hutball (22./23. März) und Aufgalopp (21. April) eröffnet Hutmacherin Katrin Westhäusler (50) ihr neues Atelier-Geschäft "Modista" am Montag auf der Leipziger Straße.

Modistin Katrin Westhäusler (50) ist auch in ihrem neuen Atelier von Hunderten Hüten, Kappen, Hauben, Mützen und Caps umgeben.
Modistin Katrin Westhäusler (50) ist auch in ihrem neuen Atelier von Hunderten Hüten, Kappen, Hauben, Mützen und Caps umgeben.  © Eric Münch

Den Namen "Modista" hat die Dresdnerin von ihrem ehemaligen Ausbildungsbetrieb "geerbt". Auf der Reisstraße 40 produzierte die Modista GmbH - vormals VEB Vereinigte Dresdner Hutfabriken - bis Anfang der 90er-Jahre Damenfilzhüte und Herrenmützen.

Nach knapp zehn Jahren auf der Ullersdorfer Straße dampft und bügelt, zieht und näht Katrin Westhäusler nun ihre Kreationen in Pieschen.

Aus der Not hat sie eine Tugend gemacht. "Seit zwei Jahren bin ich wegen Dauerbaustellen schwer für meine Kunden erreichbar gewesen. Am neuen Standort habe ich diese Sorge nicht mehr", blickt sich Katrin Westhäusler erleichtert in ihren neuen, hellen Räumen um.

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Mit über 1000 handgemachten und zugekauften Kopfbedeckungen ist sie umgezogen. Das preiswerteste Basecap kostet 20 Euro. "Mein teuerster Hut war bisher ein mit Leder bezogener Zylinder für 500 Euro", erinnert sich die Modistin.

Gerade arbeitet sie für einen sorbischen Verein Trachtenkappen auf. Seit ihrer Gesellenprüfung im Jahr 1994 hat Katrin Westhäusler rund 3000 Hüte & Co. angefertigt - oder Lieblingsstücke gerettet.

Sogar diesen uralten Lieblingshut aus Filz kann Katrin Westhäusler wieder stopfen und in Form bringen.
Sogar diesen uralten Lieblingshut aus Filz kann Katrin Westhäusler wieder stopfen und in Form bringen.  © Eric Münch
Diese sorbische Haube wird gereinigt und wieder flottgemacht.
Diese sorbische Haube wird gereinigt und wieder flottgemacht.  © Eric Münch
Das neue Laden-Atelier "Modista" von Katrin Westhäusler auf der Leipziger Straße.
Das neue Laden-Atelier "Modista" von Katrin Westhäusler auf der Leipziger Straße.  © Eric Münch

Dresdner Huttradition seit 1880

Diese Strohhutnähmaschine wurde von der Dresdner Firma Großmann produziert.
Diese Strohhutnähmaschine wurde von der Dresdner Firma Großmann produziert.  © Archiv

Ende des 19. Jahrhunderts galt Dresden und insbesondere Kreischa als Hochburg der Filz- und Strohhutproduktion.

1880 wurde sogar eine Strohhutnähmaschine namens "Dresdensia" erfunden. 1884 erschien erstmals die "Strohhut-Zeitung".

Ende des 19. Jahrhunderts waren rund 2000 Menschen allein in Kreischa beschäftigt. 1937 stellten sächsische Fabriken monatlich knapp 700.000 Filz-, Stoff-, Strohhüte und Mützen her.

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Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden der VEB Dresdner Hutfabriken gegründet und später zu den VEB Vereinigte Dresdner Hutfabriken (ehemals "Werner & Kny") zusammengelegt.

Deren letzte Hutfabrik, Werk 5, stellte 1990 den Betrieb auf der Dresdner Reisstraße ein - die Modista GmbH war gescheitert. Die Modista Dresdner Hutmanufaktur GmbH als Nachfolger musste 1995 Insolvenz anmelden.

Titelfoto: Bildmontage: Eric Münch

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