Ein wirklich chlorreiches Leben: Er ist Dresdens dienstältester Bademeister

Dresden - Seit mehr als drei Jahrzehnten wacht Frank Weitschat (60) über die Dresdner Badegäste - mal als strenger Aufpasser auf der Rutsche, mal als Retter in höchster Not. Kaum einer kennt die Geschichten am Beckenrand so gut wie der dienstälteste Bademeister der Stadt.

Dresdens dienstältester Bademeister: Frank Weitschat (60) hat am Beckenrand schon so einiges erlebt.
Dresdens dienstältester Bademeister: Frank Weitschat (60) hat am Beckenrand schon so einiges erlebt.  © Norbert Neumann

Dabei war der Weg ins Wasser gar nicht vorgezeichnet. Eigentlich ist Weitschat gelernter Werkzeugbauer. 1990 begann er als Rettungsschwimmer, 1992 wurde er Fachangestellter, 1996 Meister, ab 2006 schließlich Leiter im Georg-Arnhold-Bad. Heute trägt er Verantwortung für rund 25 Mitarbeiter - und für alle, die ins kühle Nass springen.

Sein Alltag ist alles andere als Sonnenliegen: "Man beobachtet ständig, schon wenn die Leute hereinkommen. Man sieht sofort, wer im Wasser Probleme bekommen könnte." Dreimal hat er Menschen zurück ins Leben geholt.

"Ein Kind am Pfingstsonntag - diesen Moment vergisst man nie." Solche Einsätze sind Schwerstarbeit für die Nerven, auch mit psychologischer Hilfe. Doch die schönen Augenblicke überwiegen.

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Wenn Erwachsene grinsend sagen: "Hey Bademeister, kennst Du uns noch? Du hast uns damals rausgeschmissen", dann lacht er - und freut sich, sie später mit eigenen Kindern oder sogar Enkeln wiederzusehen.

Weitschat will weitermachen: Da geht noch was

Auch ein kleines Schwätzchen mit Stammgästen gehört hin und wieder dazu.
Auch ein kleines Schwätzchen mit Stammgästen gehört hin und wieder dazu.  © Norbert Neumann
Reinigungsarbeiten gehören zum Alltag eines Fachangestellten für Bäderbetriebe.
Reinigungsarbeiten gehören zum Alltag eines Fachangestellten für Bäderbetriebe.  © Norbert Neumann

Doch manches hat sich verändert. "Vor 20 Jahren haben Jugendliche noch auf uns gehört. Heute braucht man manchmal die Polizei, wenn Minderjährige das Bad verlassen sollen."

Auch Respekt und Anstandsformen seien in den vergangenen zehn Jahren spürbar zurückgegangen. Gleichzeitig zeigt sich im Bad, wie und ob Integration funktioniert.

"Manche unterschätzen leider ihre Schwimmkünste. Und auffällig ist: Eltern schauen weniger auf ihre Kinder. Oft passen die Kids gegenseitig auf, aber das klappt nicht", mahnt er.

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Trotz aller Herausforderungen will Weitschat weitermachen. Nächstes Jahr feiert das Bad sein 100-jähriges Jubiläum. Er will dabei sein.

"Ich bin 60, aber da geht noch was. Es gibt gute und schlechte Tage, aber die guten überwiegen." Und wenn er irgendwann mal Schluss macht? "Bei so viel Chlorluft, die ich einatme, kann ich dann auf ein chlorreiches Leben zurückblicken ..."

Titelfoto: Norbert Neumann

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