Festivalausklang mit zwei Highlights: Musikfestspiele ziehen positive Bilanz
Dresden - Wer könnte etwas gegen Liebe haben? Mit "Liebe", also dem Gefühl der Gefühle, hatten die Dresdner Musikfestspiele ihre diesjährige Ausgabe überschrieben und damit einen Nerv des Publikums getroffen: Die Veranstalter können einmal mehr eine positive Bilanz ziehen.

Mit zwei brillanten, höchst unterschiedlichen Höhepunkten klang das Festival am Wochenende aus.
Wie die Musikfestspiele mitteilen, konnte man mit rund zwei Millionen Euro Ticketeinnahmen an die Erfolge vergangener Jahre anknüpfen - und das bei gekürzten Fördermitteln.
In den vier Wochen vom 17. Mai bis 14. Juni kamen rund 65.000 Besucher zu den insgesamt 58 Veranstaltungen. Die Auslastung lag im Schnitt bei 95 Prozent, wobei diesmal deutlich mehr Karten an der Abendkasse verkauft wurden.
"Ein herausragender Jahrgang", freut sich Festival-Intendant Jan Vogler (61). "Das Zusammenspiel von erstklassigen Künstlerinnen und Künstlern, einem ebenso wunderbaren Publikum und der Vielfalt an Spielstätten und musikalischen Genres ist in Dresden einmalig", sagt er. Zwei Highlights gab es zum Festivalabschluss.
Vergangenes Jahr wurde die Aufführung der "Walküre" aus dem Gemeinschaftsprojekt der Musikfestspiele mit Concerto Köln "The Wagner Cycles" von der „New York Times“ als eine der weltweit besten Klassik-Aufführungen gerühmt. Mit der Aufführung des dritten Teils der "Ring"-Tetralogie "Siegfried" am Samstag im Kulturpalast wurde abermals erlebbar, was gemeint ist.
"Siegfried"-Aufführung in Dresden von packender Vitalität

Die historisch informierte Neuerarbeitung des monumentalen Vierteilers beruht auf musikhistorischer Forschung, die bislang rund 1000 Seiten fundamentaler Literatur hervorgebracht hat.
Vieles geht in die Aufführungspraxis ein, von der reflektierten Funktion des Antisemitismus im Stück bis zur Verwendung eines historischen Schalltrichters, durch den der zum Drachen gewandelte Riese Fafner singt.
An der Oberfläche ist der Unterschied zu vielen der herkömmlichen Aufführungen vielleicht am besten mit dem Begriff der Klarheit beschrieben. Klarheit in der sprachlichen Artikulation der Sängerinnen und Sänger, Klarheit im musikalischen Ausdruck.
Unprätentiös kommt diese Aufführung im sehr präzisen Dirigat von Kent Nagano daher, dabei ist sie von packender Vitalität.
Thomas Blondelle (Siegfried), Thomas Ebenstein (Mime), Simon Bailey (Wanderer), Daniel Schmutzhard (Alberich), Hanno Müller-Brachmann (Hafner), Gerhild Romberger Erda), Asa Jäger (Brünnhilde) und Benedikt Sievers vom Tölzer Knabenchor (Waldvogel) geben ein vorzügliches Ensemble ab.
"Ring"-Tetralogie soll mit "Götterdämmerung" beendet werden
Nach vorherigen Aufführungen in Prag, Paris und Köln wird "Siegfried" im September noch in Luzern aufgeführt. Kommendes Jahr wird der Zyklus mit "Götterdämmerung" beendet.
Eingerahmt wurde die "Siegfried"-Aufführung vom neuen Format "Blind Date": Erstmals trafen beim Zirkustheater-Festival des Societeatstheathers im Zirkuszelt am Alaunplatz klassische Musiker - von den Musikfestspielen gezielt engagiert - auf Artisten.
Vier Shows mit je sechs Nummern gab es am Freitag und Samstag, bei denen Solisten - Saxophonisten, Pianistinnen oder Cellistinnen - auf Jongleure, Seiltänzer oder Clowns des Neuen Zirkus (Cirque Nouveau) trafen.
Musiker und Artisten wurden jeweils vom Publikum stets neu zueinander ausgelost. Eine für alle einmalige Improvisation, bei der die Musiker vor allem auf die Kunst der Artisten reagieren mussten - ein großes, teils verblüffendes Vergnügen.
Mit einem Konzert der Berliner Philharmoniker unter Kirill Petrenko gibt es am 20. September noch einen Nachschlag zum Jahrgang 2025 im Kulturpalast. Die 49. Musikfestspiele finden vom 14. Mai bis 14. Juni 2026 statt.
Titelfoto: Oliver Killig