Hausbesuch bei Trickfilm-König Günter Rätz

Dresden - Er rührte Millionen Menschen mit seinem Schaffen, erweckte unzählige Puppen zum Leben: DEFA-Trickfilm-Legende Günter Rätz (86) drehte mehr als 60 Animationsfilme in der DDR, darunter Streifen wie "Die fliegende Windmühle" und "Die Weihnachtsgans Auguste".

Noch immer arbeitet Günter Rätz (86) in seiner Werkstatt an Puppen für neue Werke - und für seinen letzten großen Streifen.
Noch immer arbeitet Günter Rätz (86) in seiner Werkstatt an Puppen für neue Werke - und für seinen letzten großen Streifen.  © Norbert Neumann

Heute lebt der Filmemacher in Omsewitz und feilt noch immer an Puppen für neue Werke.

An der Eingangstür hängt und grüßt - wie könnte es anders sein - eine Teddybär-Puppe. In dem Häuschen mit prächtigem Garten will Rätz mit seiner Lebenspartnerin Ilse Stöbe (82) das Leben genießen, so wie es die anstrengenden Dialyse-Sitzungen und Insulin-Spritzen zulassen.

Es gehe ihm nicht besonders, sagt er. Doch nur rumsitzen oder sich ausruhen ist nicht sein Ding, war es noch nie.

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Der gebürtige Berliner lernte Maurer, wechselte dann zur DEFA in Babelsberg, bekam eine Stelle als "Puppenführeranlernling", wie es sagt. 1954 zog er nach Dresden, animierte dort seinen ersten eigenen Puppentrickfilm "Teddy Brumm".

Bis zur Wende und nach dem Aus für das Trickfilmstudio in Dresden begeisterte er noch viele Menschen, schuf etwa die Drahtfiguren "Filopat und Patafil" (1962), drehte "Die Spur führt zum Silbersee" (1990).

Bis heute bewahrt er originale Puppen wie seine Auguste in seiner Werkstatt auf, in der er noch immer tätig ist. "Ich bin ein Mensch, der ohne Arbeit nicht sein kann", sagt er. Und so schnitzt, klebt, malt er noch immer an neuen Puppen-Köpfen für seinen Film "Pole Poppenspäler".

Schon einige Jahre arbeitet er an seinem Traum, seinem letzten großen Animationsfilm. Dafür nutzt er sogar einen Computer. "Ohne ging es früher schneller. Es war einfacher. Aber auch teurer", schmunzelt er. "Der Film wird noch einige Zeit dauern. Der Weg ist mein Ziel."

Der Trickfilm-König in den 80er-Jahren bei der Arbeit an "Die Spur führt zum Silbersee".
Der Trickfilm-König in den 80er-Jahren bei der Arbeit an "Die Spur führt zum Silbersee".  © Deutsches Institut für Animation
Mit seiner Lebenspartnerin Ilse Stöbe (82) lebt der Senior in einem Haus in Omsewitz mit schönem Garten.
Mit seiner Lebenspartnerin Ilse Stöbe (82) lebt der Senior in einem Haus in Omsewitz mit schönem Garten.  © Norbert Neumann
Bis heute bewahrt er Puppen wie die Weihnachtsgans "Auguste" zu Hause auf.
Bis heute bewahrt er Puppen wie die Weihnachtsgans "Auguste" zu Hause auf.  © Norbert Neumann
"Handwerker" Rätz arbeitet heute auch am Computer für seine Filme, obwohl es schwer fällt.
"Handwerker" Rätz arbeitet heute auch am Computer für seine Filme, obwohl es schwer fällt.  © Norbert Neumann

Wer die Trickfilm-Ikone selbst erleben will, hat dazu morgen im Lingnerschloss (11 Uhr) die Chance. Dort wird Rätz geehrt und ein neues Buch über sein Leben (Volker Petzold: "Von der Hand zur Puppe. Ein Leben für den Trickfilm. Im Gespräch mit Günter Rätz") vorgestellt, dazu Filme gezeigt. Eintritt 5/3 Euro, Karten: diaf.de

Titelfoto: Norbert Neumann

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