"Rabimmel Rabammel Rabumm": Politisch korrekt in der Herkuleskeule?

Dresden - Einer will dem anderen die Lebensweise vorschreiben, der andere aber mag sich nicht "erziehen" lassen: Philipp Schallers neue Kabarettkomödie an der Herkuleskeule, "Rabimmel Rabammel Rabumm. Zwei Männer retten die Welt", spitzt aktuelle gesellschaftliche Befindlichkeiten zu.

Bald ringen sie um ihre Meinungen: Der woke Malte (Hannes Sell, 38) richtet sich beim alten Kumpel Matteo (Philipp Schaller, 45, l.) auch moralisch ein.
Bald ringen sie um ihre Meinungen: Der woke Malte (Hannes Sell, 38) richtet sich beim alten Kumpel Matteo (Philipp Schaller, 45, l.) auch moralisch ein.  © Robert Jentzsch

Einerseits hehre Aufgabe der Satire, andererseits auch konkrete Reaktion auf den erhitzten politischen Diskurs, der den Kabarettbühnen zu schaffen macht.

Aktuelle Konfliktlinien werden im Stück auf zwei Personen verdichtet. Malte zieht bei seinem alten Schulfreund Matteo ein, und beginnt, ihm zu erklären, wie man zu leben habe: gendergerecht und vegan, sprachsensibel und woke. Und weil Matteo sich nicht "belehren" lassen will, klebt sich Malte auf den Fußboden. Der lustvolle Streit mit offenem Visier endet ohne Sieger, ohne Antworten.

Autor Philipp Schaller (45), der mit Hannes Sell (38) auch spielt, berichtet von der Reaktion eines Kollegen nach einer Probe: "Der sagte: So geht neues Kabarett - keiner hat recht!"

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Das sei wichtig in Zeiten verhärteter Positionen, in denen einfache Antworten verweigert und Argumente ignoriert werden, was zu Dialogunfähigkeit und Aggression führe.

Streit mit erbosten Zuschauern

Philipp Schaller und Hannes Sell (38, r.) in: "Rabimmel Rabammel Rabumm. Zwei Männer retten die Welt".
Philipp Schaller und Hannes Sell (38, r.) in: "Rabimmel Rabammel Rabumm. Zwei Männer retten die Welt".  © Robert Jentzsch

Für den Kabarettisten ein Mitgrund für die derzeitige Krise der ostdeutschen Kabarettbühnen: "Wir erleben schwere Zeiten, das Publikum kommt in kleineren Theatern nur zaghaft zurück."

Doch das habe nicht nur mit Corona zu tun: "Alle Kollegen beschreiben dasselbe, die Rückmeldungen sind überall eindeutig: Man wirft uns vor, wir seien einseitig und wollten nur belehren."

Schaller habe es im persönlichen Streit mit erbosten Zuschauern selbst erlebt: "Wir dürften nicht über die AfD spotten, weil die doch demokratisch gewählt sei." Dass man im selben Programm auch die Grünen auseinandernehme, spiele hingegen keine Rolle.

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Doch auch aus deren Richtung kämen Vorwürfe: "Manchmal haben wir den Eindruck, dass die, die die Fahne der Diversität am höchsten hängen, am wenigsten aushalten, dass es auch diverse Meinungen gibt."

Damit müsse man umgehen, es gehe um das Aushalten von Ambivalenzen. Angesichts neuester Umfragen, nach denen 35 Prozent der Sachsen AfD wählen wurden, sagt Schaller aber auch: "Das sind alles unsere Mitbürger, ob sie es nun aus Überzeugung oder aus Protest täten."

Voraufführung und Premiere

Das müsse man auf der Bühne ernst nehmen, ohne rassistische Grundierungen zu unterstützen. Man dürfe diese Leute nicht beschimpfen, aber man wolle auch keine Meinungen verbreiten, nur weil Zuschauer es sich wünschten.

Regie beim "Rabimmel Rabammel Rabumm"-Meinungs-Ringkampf führt Schallers Schwester Ellen (58), erstmals offiziell an der Keule. Sie sagt: "Zwischen Familie und Arbeit kann ich gut trennen."

Premieren sind am 11. und 12. Oktober, Voraufführungen bereits am 5., 6. und 10. Oktober. Tickets unter: herkuleskeule.de

Titelfoto: Robert Jentzsch

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