tjg spielt "Liebe Kitty" nach Anne Frank: "Damit es nie wieder passiert"

Dresden - Das Tagebuch der Anne Frank zählt zu den bedeutendsten Dokumenten der Erinnerung an den Holocaust. Jetzt hat das Dresdner Theater Junge Generation (tjg.) Franks darauf basierendes Romanfragment "Liebe Kitty" neu adaptiert: Die multimedial ummantelte Performance verzichtet auf forcierte Emotionalisierung und ist doch von nachhaltiger Eindrücklichkeit.

Das tjg. bringt mit "Liebe Kitty" die Geschichte der Anne Frank auf die Bühne.
Das tjg. bringt mit "Liebe Kitty" die Geschichte der Anne Frank auf die Bühne.  © tjg./Klaus Gigga

Als "Erinnerungsraum an Anne Frank" versteht sich die Inszenierung (Regie: Julia Brettschneider), in der sich fünf Spielerinnen und Spieler aneignen, was Anne erlebt, was sie bewegt hat im Amsterdamer Hinterhaus-Versteck.

Aber nie als reine szenische Umsetzung: Mittels Video-Kamera werden die Erzählungen in Großaufnahmen visualisiert: Der rot karierte Tagebuchumschlag, das Kofferpacken, zerrissene Fotos, die an die imaginäre Freundin Kitty gerichteten Tagebucheinträge, live an einem Tablet geschrieben.

Das Versteck wird durchs Abfilmen eines Modells des Hauses erfahrbar. Gefangensein und Freiheitssehnsucht bricht sich körperlich Bahn, in kollektiven Choreografien.

Dresden: Zum 200. Geburtstag: "Conditorei Kreutzkamm" gewährt Einblick in den Rezepte-Schatz
Dresden Kultur & Leute Zum 200. Geburtstag: "Conditorei Kreutzkamm" gewährt Einblick in den Rezepte-Schatz

Die Inszenierung will weder Leid oder Betroffenheit heraufbeschwören; doch die Gefühlswelt des Mädchens Anne, die an der quälenden Enge verzweifelt und verschämt mit der ersten, schüchternen Verliebtheit zu Peter hadert, kommt zwar nüchtern, aber fürs gleichaltrige Zielpublikum nachvollziehbar auf die Bühne.

"Liebe Kitty" am tjg: Fragen bleiben offen

Multimediale Elemente sorgen für nachhaltige Eindrücklichkeit, vor allem bei der jüngeren Generation, die allerdings mit offenen Fragen zurückgelassen wird.
Multimediale Elemente sorgen für nachhaltige Eindrücklichkeit, vor allem bei der jüngeren Generation, die allerdings mit offenen Fragen zurückgelassen wird.  © tjg./Klaus Gigga

Annes Erfahrungen vor der Deportation werden via Fernseher mit Szenen aus Claude Lanzmans Doku-Film "Shoah" (1985) ergänzt, Markstein der Holocaust-Erinnerungen von KZ-Überlebenden - leider ohne Kommentar oder Einordnung.

Was Erwachsene stark umtreibt, dürfte Jugendliche fragend zurücklassen.

Doch geht es letztlich um Anne Franks zeitlos wichtige Geschichte und ums Erzählen ihrer Erinnerungen, "damit es nie wieder passiert". Das wird bewegend und zeitgemäß umgesetzt.

Titelfoto: tjg./Klaus Gigga

Mehr zum Thema Dresden Kultur & Leute: