Vor hundert Jahren entstanden: Wie ein Oberlehrer Farbe in die Schwarz-Weiß-Ära brachte

Dresden - Für ein Urlaubsfoto braucht es heute nur ein Handy und wenige Sekunden Zeit. Für den Dresdner Oberlehrer Max Fritzsche dagegen war es eine aufwendige Prozedur.

Kurator Axel Rüthrich (47) hat den historischen Aufnahmen Kameras aus Freitaler Produktion zur Seite gestellt.
Kurator Axel Rüthrich (47) hat den historischen Aufnahmen Kameras aus Freitaler Produktion zur Seite gestellt.  © Petra Hornig

Vor 100 Jahren war er zwischen Dresden und Erzgebirge mit der "Kamera im Rucksack" unterwegs. Seine Landschaften sind bis 23. April in der gleichnamigen Ausstellung im Freitaler Schloss Burgk zu sehen.

Kurator Axel Rüthrich (47) hat aus 268 exzellent handkolorierten Diapositiven 80 reizvolle Motive zu einer Zeitreise durch die Region zusammengestellt.

Die Motive, die Fritzsche gleich einem Maler zwischen 1910 und 1930 regelrecht komponierte, entführen ins alte Dresden, in den Plauenschen Grund, den Tharandter Wald, das Weißeritztal und ins Erzgebirge.

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Fritzsche schaute vom Löbtauer Rathausturm auf die Bismarckbrücke über die Weißeritz. Er zeigt Spaziergänger auf der 1913 fertiggestellten Sperrmauer der Talsperre Maler, blickt um 1920 auf die Begerburg - noch ohne Autobahnröhre.

"Aus Anzeigen in Vereinsblättern wissen wir, dass Max Fritzsche mit seinen Dias Lichtbildervorträge in Arbeiterheimen und Vereinen hielt", so Rüthrich.

Davor aber musste er die Glasplatten entwickeln, die Negative auf Positivplatten kopieren und diese dann mit Lupe, feinem Pinsel und Lasurfarben auf Eiweißbasis kolorieren. Eine Präzisionsarbeit, wenn man bedenkt, dass das Positiv nur etwa 9x9 Zentimeter groß war.

Schloss Burgk ist ein ehemaliger Herrensitz mit Ursprüngen bis in die Renaissance - heute beherbergt er die Städtischen Sammlungen von Freital.
Schloss Burgk ist ein ehemaliger Herrensitz mit Ursprüngen bis in die Renaissance - heute beherbergt er die Städtischen Sammlungen von Freital.  © Petra Hornig
Bis 23. April ist die Ausstellung "Die Kamera im Rucksack" zu sehen.
Bis 23. April ist die Ausstellung "Die Kamera im Rucksack" zu sehen.  © Petra Hornig
Blick auf die Begerburg um 1920. Auf der Straße sind noch die Schienen der Plauenschen Grundbahn zu sehen.
Blick auf die Begerburg um 1920. Auf der Straße sind noch die Schienen der Plauenschen Grundbahn zu sehen.  © Städtische Sammlungen Freital
Die Sperrmauer der Talsperre Malter anno 1913. Für deren Bau musste das Dorf Niedermalter weichen.
Die Sperrmauer der Talsperre Malter anno 1913. Für deren Bau musste das Dorf Niedermalter weichen.  © Städtische Sammlungen Freital
Max Fritzsche hielt 1912 die Wirtsleute Prügners in Oberrittersgrün fest. Hier verbrachte die Familie des Oberlehrers gern die Sommerfrische.
Max Fritzsche hielt 1912 die Wirtsleute Prügners in Oberrittersgrün fest. Hier verbrachte die Familie des Oberlehrers gern die Sommerfrische.  © Städtische Sammlungen Freital

Fritzsches Original-Plattenkamera existiert nicht mehr. In der Ausstellung sind jedoch vergleichbare Modelle (auch aus Freitaler Produktion) zu sehen, ebenso wie ein ziemlich monströser Diaprojektor.

Die Ausstellung ist Dienstag bis Freitag (12 bis 16 Uhr), Samstag/Sonntag (10 bis 17 Uhr) geöffnet. Eintritt: 4/3 Euro.

Titelfoto: Petra Hornig, Städtische Sammlungen Freital

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