Zum Gedenktag: Dresdner Musiker spielen in Wien vor Tausenden Menschen

Wien/Dresden - In Wien ein Großereignis, für Dresden auch: Musiker aus Dresden - Kreuzchor, Komponist Sven Helbig (57) und Bass René Pape (60) - gaben am Donnerstag, dem 8. Mai, in Begleitung von OB Dirk Hilbert (53), dem Wiener Gedenken an das Kriegsende vor 80 Jahren auf dem Heldenplatz das künstlerische Gepräge.

Konzertmoment am Donnerstagabend auf dem Wiener Heldenplatz: Kreuzkantor und Dirigent Lehmann (51), Bassist Pape (60), Kreuzchor, Neue Wiener Stimmen und die Wiener Symphoniker.  © Alissa Najjar

Vielleicht ließe sich ein bisschen etwas lernen von den Österreichern oder zumindest abgucken: Als "Fest der Freude" ist das Gedenken an den 8. Mai, durchgeführt vom Mauthausen Komitee Österreich, ausgewiesen - Freude über das Kriegsende und die Befreiung vom Nationalsozialismus.

Eine hoch angebundene Veranstaltung, mit Rede des Bundespräsidenten Van der Bellen (81, per Videoeinspielung) und - traditionellerweise - einem Konzert der Wiener Symphoniker im Zentrum.

Während in Deutschland das Gedenken nur zu oft von mahnender, depressiver Schwere ist, gelingt unseren Nachbarn so etwas auf bemerkenswert unverkrampfte Weise, ohne an Würde einzubüßen.

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"80 Jahre Befreiung vom Nationalsozialismus – Für ein Niemals wieder und Frieden in Europa", so lautete das Motto dieses Jahrgangs.

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Intendant der Wiener Symphoniker war mal Orchesterdirektor der Staatskapelle Dresden

Seit sechs Jahren ist Jan Nast (59, l.) Intendant der Wiener Symphoniker.  © Eva Manhart/APA/dpa

Kreuzchor, Helbig, Pape - einige der "Kronjuwelen Dresdner Kultur" (Helbig) in Wien, das hat auch zu tun mit der guten Verbindung zwischen der österreichischen Hauptstadt und Dresden.

Intendant der Wiener Symphoniker ist seit sechs Jahren Jan Nast (59), ehemaliger Orchesterdirektor der Staatskapelle Dresden. In gegenseitigem Kontakt wurde die Zusammenarbeit verabredet.

Gespielt wurde Helbigs im Februar in der Kreuzkirche uraufgeführtes "Requiem A", das die klassische Form des Requiems mit zeitgenössischer elektronischer Musik kreuzt. Ergänzt vom Chor der "Neuen Wiener Stimmen" gelang der Dresdner Delegation eine überzeugende, bewegende, vom Publikum gefeierte Aufführung, übertragen vom ORF.

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"Sven Helbigs 'Requiem A' ist ein Werk, das gleichermaßen unter die Haut geht und nachhallt – künstlerisch, historisch und menschlich", so Jan Nast.

Komponist Sven Helbig: "Es war ein bewegender Abend"

Komponist Sven Helbig (57) - die elektronischen Instrumente bei seinen Konzerten bedient er stets selbst.  © Alissa Najjar

Die Verantwortung ob der politischen Bedeutung des Wiener Gedenkfests laste wie ein Zementsack auf seinen Schultern, hatte Helbig im TAG24-Interview anlässlich der Dresdner Uraufführung gesagt.

"Unglaublich berührt", gibt sich der Komponist nach dem Konzert: "Es war ein bewegender Abend, der dem Gedenken und den Gedanken um unsere Gegenwart einen würdevollen Rahmen gegeben hat." Es sei eine große Geste der Stadt Wien, deutsche Künstler mit einem neuen Werk zum "Tag der Befreiung" einzuladen.

Bewegt zeigt sich auch Kreuzkantor Martin Lehmann (51): "Wir sind dankbar und stolz, beim 'Fest der Freude' in Wien mit dabei gewesen zu sein." Der Dresdner Kreuzchor habe damit ein klares Zeichen für Weltoffenheit, Toleranz und für ein entschlossenes "Nie wieder Nationalsozialismus" gesetzt.

Lehmann: "Mit dem 'Requiem A' wurde der Abend zudem zu einer Sternstunde für das internationale Renommee der Stadt Dresden: Vier Dresdner Urgesteine – Sven Helbig, René Pape, Kreuzchor und Kreuzkantor – konnten vor tausenden Menschen und begleitet von Oberbürgermeister Dirk Hilbert in der österreichischen Hauptstadt ein sicherlich eindrucksvolles Zeichen setzen."

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