Dippoldiswalde - Wenn in Dresden demnächst eine Drohne landet, geht es nicht um Pizza oder Pakete, sondern um Leben. Denn was aussieht wie ein futuristischer Mini-Flieger, ist in Wirklichkeit ein fliegender Kurier für Laborproben - und könnte die medizinische Logistik in Sachsen neu schreiben. Ab nächster Woche startet die 75.000 Euro Drohne mit ihren ersten Flügen auf der Strecke zwischen Dippoldiswalde und Dresden.
"Das ist ein historischer Moment", sagt German-Copters-Geschäftsführer René Micknaß (56).
"Wir mussten viele bürokratische Hürden überwinden - die Technik war schneller als die Behörden."
Sechs Jahre lang tüftelten er und sein Team an der Idee. Die Transportdrohne der Schweizer Firma "Jedsy" wiegt 19 Kilogramm und kann bis zu drei Kilogramm Nutzlast tragen.
Mit 2,98 Metern Spannweite und 2,40 Metern Länge fliegt sie vollautomatisch auf programmierten Routen, 120 Meter über dem Boden, mit einer Geschwindigkeit von 120 km/h.
Die Drohne kann sogar direkt an Fenstern andocken
Überwacht wird sie von Operatoren, aktuell aus Split (Kroatien). Abgesichert ist die Drohne mit Reserveakku, vier Kameras und drei SIM-Karten für durchgehende Verbindung.
Das Highlight der Drohnen von "Jedsy": Die Drohne kann direkt am Klinikfenster andocken! Noch ist dieses Fenster-Feature im Feinschliff.
Dafür hat sie zwei Arme mit kleinen Kugeln vorn dran. Mit diesen fliegt sie automatisch in eine Halterung oberhalb des Fensters.
Nach Abschaltung der Propeller klappt die Drohne durch Eigengewicht nach unten und kann nun entladen werden.
Es soll in Zukunft noch weiter Strecken für die Drohne geben
Thomas Kirchner (45), medizinischer Berater und German-Copters-Mitgründer, sieht großes Potenzial: "Man kann schnell auf Veränderungen reagieren - Unfälle oder Staus auf der Straße spielen keine Rolle mehr."
Günstiger seien die Drohnenflüge aktuell nicht - aber auf jeden Fall schneller. Langfristig sollen sie sich an den Preis eines Taxi-Kilometers angleichen.
Ab nächster Woche fliegt die Drohne auf der Strecke von einem Platz in Ulberndorf bei Dippoldiswalde nach Dresden.
Hier werden Laborproben der umliegenden Ärzte zum medizinischen Labor Ostsachsen in Dresden-Altstadt transportiert.
Neue Verbindungen nach Oschatz, Riesa, Bautzen und Görlitz stehen bevor. Doch für jede Strecke braucht es eine Genehmigung.