Archäologen machen überraschenden Fund bei Ausgrabungen in Ottendorf-Okrilla

Ottendorf-Okrilla - In und auf sächsischem Boden befinden sich viele Spuren vergangener Epochen. Das können Reste von Bauten sein, aber auch nur Erdschichten - oder Grabstätten. Archäologen sind jetzt bei einer Ausgrabung im Kiestagebau Ottendorf-Okrilla vor den Toren Dresdens auf Seltenes gestoßen.

Insgesamt gibt es 85 Befunde auf der rund fünf Hektar großen Fläche. Darunter auch dieses Keramik-Gefäß.
Insgesamt gibt es 85 Befunde auf der rund fünf Hektar großen Fläche. Darunter auch dieses Keramik-Gefäß.  © Sebastian Kahnert/dpa

Es handelt sich um eine Gruppe von Hügelgräbern der Schnurkeramik (etwa 2750 bis 2200 v. Chr.) mit Resten aufgeschütteter Hügel. "Die sind andernorts meist komplett eingeebnet", beschrieb ein Sprecher des Landesamtes für Archäologie (LfA) am Freitag die Besonderheit.

Unter einer fast 5000 Jahre alten Fläche, auf der sie einst errichtet wurden, fanden sich die typischen kreisförmig umlaufenden Gräben und Grabkammern in der Mitte. Die Reste der Jahrtausende alten Begräbnisstätten gehören zu insgesamt 85 Befunden.

Darüber hinaus legten die Archäologen Brandgräber aus der Jungbronzezeit (etwa 1250 bis 1050 v. Chr.) frei und bargen die typischen Urnen mit dem Leichenbrand und Beigabengefäße.

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Solche Befunde seien vor allem im Osten des Freistaates bekannt.

Die Hügelgräber stammen offenbar aus der Epoche der Schnurkeramik, etwa 2750 bis 2200 v. Chr.
Die Hügelgräber stammen offenbar aus der Epoche der Schnurkeramik, etwa 2750 bis 2200 v. Chr.  © Sebastian Kahnert/dpa

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Mitarbeiter vom Landesamt für Archäologie (LfA) arbeiten seit September 2023 an Ausgrabungen in Ottendorf-Okrilla.
Mitarbeiter vom Landesamt für Archäologie (LfA) arbeiten seit September 2023 an Ausgrabungen in Ottendorf-Okrilla.  © Sebastian Kahnert/dpa

"Tote wurden verbrannt und die Überreste in Urnen bestattet, aber anders als heute samt Knochen", erzählte der LfA-Sprecher.

Die teils bis ins Kleinste zersplitterten Knochen seien von Fuß bis Kopf nach oben einsortiert: "Verstorbene stehen quasi in der Urne." Reste ließen vermuten, dass die Gefäße mit Stoff gewissermaßen bekleidet waren.

Geborgen wurden zudem Behältnisse, in denen wahrscheinlich Speisen waren. "Wir gehen davon aus, dass den Toten in Zeremonien etwas zu trinken und zu essen mitgegeben wurde ins Jenseits."

Bis April wird in Ottendorf-Okrilla noch gegraben.
Bis April wird in Ottendorf-Okrilla noch gegraben.  © Sebastian Kahnert/dpa

Das insgesamt fünf Hektar große Areal wird seit September 2023 im Zuge der Erschließung einer neuen Abbaufläche untersucht. Die Grabungen bis in 1,20 Meter Tiefe sollen im April abgeschlossen sein.

Titelfoto: Sebastian Kahnert/dpa

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