Augusts letzte Geheimnisse im Zwinger ausgebuddelt
Dresden - Der Innenhof des weltberühmten Dresdner Zwingers (Bauzeit: 1709 bis 1728), einst glanzvolle Feststätte von Kurfürst August dem Starken (1670-1733) und seinen adeligen Freunden, ist seit Monaten gesperrt. Die Sanierung dauert an, doch es gibt einen Lichtblick: In den kommenden Tagen sind die Archäologen endlich mit ihren Grabungen fertig. Sie haben Kurioses gefunden.
Rätsel geben zahlreiche Metall-Fingerhüte auf. Überbleibsel stickender Damen an den Beckenrändern im Zwinger?
"Es könnte auch sein, dass es sich dabei um Kappen von Tischfeuerwerk handelt. Da laufen gerade Untersuchungen", erzählt Grabungsleiter Dr. Hartmut Olbrich (63).
Auf 1,4 Hektar Fläche machten die Ausgräber in drei Jahren rund 8500 Funde, darunter originale Zwingerskulpturen, Vasen und Stuck.
Mit einem Metalldetektor wurde die Grabungsfläche durchsucht.
Ergebnis: 750 korrodierte Metallteile, darunter 200 Münzen, aber auch Wappen, Siegel und Musketenkugeln - und eben Fingerhüte.
Archäologen positiv von Grabungsergebnissen am Zwinger überrascht
Außerdem wurden verschiedene Stadtmauer-Fundamente, Fundamente einer Klosterbastion, der alten Zwingergrotte, des Reithauses sowie zweier Wasserbecken freigelegt.
Von den Grabungsergebnissen sind die Archäologen positiv überrascht. Erst bei den jüngsten Sondierungen habe sich gezeigt, dass sogar von einer vorstädtischen Besiedelung (15. Jahrhundert oder früher) des Zwinger-Areals ausgegangen werden kann.
Auf die Fundamente des Reithauses (Bauzeit 1672-1678) stießen die Gräber letztes Jahr.
Nur wenige Jahre nach Ende des Dreißigjährigen Krieges wurde das Gebäude für Schauturniere errichtet: kein kärglicher Stallungsraum, sondern ein Prachtbau mit Blattgoldkilometern, Kronleuchtern und ausgemalten Decken.
Wege, Technik und Wasserleitungen werden erneuert
In den Erdproben wurde zudem organisches Material gefunden, das jetzt botanisch untersucht wird.
Ob Orangenkerne oder Schalenreste darunter sind - Überreste der Orangenbäume, die Kurfürst August im Zwingerhof anpflanzen ließ? Das bleibt vorerst offen.
Aktuell liegen zahlreiche Fundamente sowie jahrhundertealte Zu- und Abwasserleitungen noch frei, die bald zugeschüttet werden.
Dann soll die Sanierung voranschreiten: Wege, Technik und Wasserleitungen werden erneuert.
Die Kosten für Grabung und Sanierung belaufen sich insgesamt auf rund 15 Millionen Euro.
Titelfoto: Holm Helis