Augusts letzte Geheimnisse im Zwinger ausgebuddelt

Dresden - Der Innenhof des weltberühmten Dresdner Zwingers (Bauzeit: 1709 bis 1728), einst glanzvolle Feststätte von Kurfürst August dem Starken (1670-1733) und seinen adeligen Freunden, ist seit Monaten gesperrt. Die Sanierung dauert an, doch es gibt einen Lichtblick: In den kommenden Tagen sind die Archäologen endlich mit ihren Grabungen fertig. Sie haben Kurioses gefunden.

Dieser Blick auf Sempergalerie, Französischen Pavillon, Bogengalerie und Wallpavillon dürfte Touristen enttäuschen. Doch läuft jetzt alles nach Plan, erstrahlt der Zwingerhof Ende 2024 in neuem Glanz.
Dieser Blick auf Sempergalerie, Französischen Pavillon, Bogengalerie und Wallpavillon dürfte Touristen enttäuschen. Doch läuft jetzt alles nach Plan, erstrahlt der Zwingerhof Ende 2024 in neuem Glanz.  © Holm Helis

Rätsel geben zahlreiche Metall-Fingerhüte auf. Überbleibsel stickender Damen an den Beckenrändern im Zwinger?

"Es könnte auch sein, dass es sich dabei um Kappen von Tischfeuerwerk handelt. Da laufen gerade Untersuchungen", erzählt Grabungsleiter Dr. Hartmut Olbrich (63).

Auf 1,4 Hektar Fläche machten die Ausgräber in drei Jahren rund 8500 Funde, darunter originale Zwingerskulpturen, Vasen und Stuck.

Dresden: Dresden: Polizei wegen "ungehorsamen Versammlungen" der "Letzten Generation" in Alarmbereitschaft
Dresden Lokal Dresden: Polizei wegen "ungehorsamen Versammlungen" der "Letzten Generation" in Alarmbereitschaft

Mit einem Metalldetektor wurde die Grabungsfläche durchsucht.

Ergebnis: 750 korrodierte Metallteile, darunter 200 Münzen, aber auch Wappen, Siegel und Musketenkugeln - und eben Fingerhüte.

Ein alter Schmuckanhänger mit Stein - vielleicht ein Amethyst?
Ein alter Schmuckanhänger mit Stein - vielleicht ein Amethyst?  © Holm Helis
Von der verbogenen Glocke bis zum Fingerhut: Der Zweck mancher Fundstücke erschließt sich auf den ersten Blick nicht.
Von der verbogenen Glocke bis zum Fingerhut: Der Zweck mancher Fundstücke erschließt sich auf den ersten Blick nicht.  © Holm Helis

Archäologen positiv von Grabungsergebnissen am Zwinger überrascht

Archäologe und Grabungsleiter Dr. Hartmut Olbrich (63) ist zufrieden mit den Grabungsergebnissen - dabei dauerten die Arbeiten länger als geplant.
Archäologe und Grabungsleiter Dr. Hartmut Olbrich (63) ist zufrieden mit den Grabungsergebnissen - dabei dauerten die Arbeiten länger als geplant.  © Holm Helis

Außerdem wurden verschiedene Stadtmauer-Fundamente, Fundamente einer Klosterbastion, der alten Zwingergrotte, des Reithauses sowie zweier Wasserbecken freigelegt.

Von den Grabungsergebnissen sind die Archäologen positiv überrascht. Erst bei den jüngsten Sondierungen habe sich gezeigt, dass sogar von einer vorstädtischen Besiedelung (15. Jahrhundert oder früher) des Zwinger-Areals ausgegangen werden kann.

Auf die Fundamente des Reithauses (Bauzeit 1672-1678) stießen die Gräber letztes Jahr.

Dresden: Nach Projektarbeit suspendiert: Demo für zwei Berufsschüler
Dresden Lokal Nach Projektarbeit suspendiert: Demo für zwei Berufsschüler

Nur wenige Jahre nach Ende des Dreißigjährigen Krieges wurde das Gebäude für Schauturniere errichtet: kein kärglicher Stallungsraum, sondern ein Prachtbau mit Blattgoldkilometern, Kronleuchtern und ausgemalten Decken.

Für Touristen ein ungewohntes Bild: Baugerüste am Kronentor, Schutthaufen im historischen Innenhof.
Für Touristen ein ungewohntes Bild: Baugerüste am Kronentor, Schutthaufen im historischen Innenhof.  © Holm Helis
Auch ausgefallene Schmuckstücke buddelten die Archäologen aus der Erde.
Auch ausgefallene Schmuckstücke buddelten die Archäologen aus der Erde.  © Holm Helis

Wege, Technik und Wasserleitungen werden erneuert

In den 1920er-Jahren wurden originale Architekturstücke zerschlagen, um sie als Bodenfundament zu nutzen. Bei den Grabungen wurden die verloren geglaubten Teile geborgen.
In den 1920er-Jahren wurden originale Architekturstücke zerschlagen, um sie als Bodenfundament zu nutzen. Bei den Grabungen wurden die verloren geglaubten Teile geborgen.  © Holm Helis

In den Erdproben wurde zudem organisches Material gefunden, das jetzt botanisch untersucht wird.

Ob Orangenkerne oder Schalenreste darunter sind - Überreste der Orangenbäume, die Kurfürst August im Zwingerhof anpflanzen ließ? Das bleibt vorerst offen.

Aktuell liegen zahlreiche Fundamente sowie jahrhundertealte Zu- und Abwasserleitungen noch frei, die bald zugeschüttet werden.

Dann soll die Sanierung voranschreiten: Wege, Technik und Wasserleitungen werden erneuert.


Die Kosten für Grabung und Sanierung belaufen sich insgesamt auf rund 15 Millionen Euro.

Titelfoto: Holm Helis

Mehr zum Thema Dresden Lokal: