Dresden - Feuerwehr am Rathausturm! Bei stürmischem Wetter und grauer Wolkendecke wagten sich zehn Höhenretter der Feuerwache Löbtau auf das Dresdner Wahrzeichen - sie führten am Samstagmorgen einen wichtigen Testlauf durch.
Helme und Handschuhe, Stiefel und Seile parat: Ab 8.30 Uhr erklommen die Kameraden in voller Montur die 270 Stufen bis zur Aussichtsplattform.
In 68 Metern Höhe - etwa auf dem Niveau der Plattform der Frauenkirche - bauten die Männer und Frauen eine Schrägseilbahn auf. Das Ziel: die Simulation einer Personenrettung - im Liegen. Kollegin Franziska Pötzschke (40) vom Rettungsdienst meldete sich freiwillig als Probandin.
"Eine echte Person statt etwa einer Puppe ist für den Übungseffekt immer besser", sagte Gruppenführer Stefan Falkenau (46). Nach Absprache mit der Stadt hatte er den Turm im Vorfeld besichtigt und anschließend gemeinsam mit den Kameraden das Vorgehen geplant.
Zuerst wurden zwei Statikseile von der Aussichtsplattform in einen der Innenhöfe des Neuen Rathauses gespannt, danach folgte die Montage des Rollsystems - mit reiner Handkraft betrieben.
Feuerwehrmann Jeremy Reichardt koordinierte den Einsatz
Rund zehn Minuten dauerte das vorsichtige Abseilen, begleitet von einer Drohne des Arbeiter-Samariter-Bundes, die Videoaufnahmen anfertigte.
"Das sieht nach einem Erfolg aus", fasste Feuerwehrmann Jeremy Reichardt (24) seinen ersten Eindruck zusammen. Er koordinierte als Einsatzleiter den Testlauf vom Boden aus. Für die Löbtauer Truppe eine willkommene Abwechslung - sonst trainiert sie auf Windrädern, Kirchtürmen oder sogar an der Schwebebahn.
Gefragt sind die Seilprofis vor allem bei Einsätzen in Baugruben oder an historischen Gebäuden - überall dort, wo es neben engen Treppenaufgängen keinen zweiten Rettungsweg gibt.
Doch wie wird man eigentlich Höhenretter? Bei der Dresdner Berufsfeuerwehr folgt auf die zweijährige Grundausbildung eine 14-tägige Spezialqualifikation zum Höhenretter - exklusiv in Löbtau -, ergänzt durch regelmäßige Fortbildungen und Übungen.
Zweiter Testlauf am Rathausturm
Unten angekommen, stieg Testperson Franziska Pötzschke wohlbehalten aus der Trage.
"Ein tolles Gefühl. Das mit dem Wind war schon sehr aufregend, aber ich habe Vertrauen in die Kollegen", sagte sie.
Bereits 2015 hatte die Feuerwehr einen Test am Rathausturm durchgeführt.
Auf das Rettungskonzept des seit Juli dieses Jahres temporär geöffneten Gebäudeteils hat die Simulation allerdings zunächst keinen Einfluss.