Beleuchtung fällt über Jahre hinweg aus: Finstere Zeiten fürs Blaue Wunder

Dresden - Wegen umstrittener Sparmaßnahmen bei der abendlichen Brückenbeleuchtung in der Dresdner Innenstadt gab es schon vor Jahren Streit. Nun gibt es im Osten Ärger: Schon seit April bleibt das für gewöhnlich schön angestrahlte Blaue Wunder dunkel. Was als vorübergehende Einschränkung begriffen wurde, soll jedoch noch Jahre so bleiben.

Licht kommt quasi nur von Autofahrern: So düster sieht die Brücke in der Nacht jetzt aus.
Licht kommt quasi nur von Autofahrern: So düster sieht die Brücke in der Nacht jetzt aus.  © Steffen Füssel

Das "Wahrzeichen des Ostens" ist als solches nach Sonnenuntergang nicht mehr erkennbar. Grund sind die seit Mai wiederaufgenommenen Sanierungsarbeiten.

"Um den Korrosionsschutz am Blauen Wunder vollständig erneuern zu können, mussten die Anlagen der Anstrahlung (Leitungen und Strahler) komplett zurückgebaut werden", teilt eine Stadtsprecherin mit. Das war im April erfolgt.

Auf die Frage, wann die Beleuchtung wieder angeschaltet werden soll, teilt das Rathaus nur mit: "Nach Abschluss der Arbeiten kann voraussichtlich im Jahr 2030 die Anlage neu installiert werden".

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Also noch mindestens 4,5 Jahre düstere Aussichten in Blasewitz und Loschwitz.

"Das Rathaus sollte für eine Ersatz-Bestrahlung sorgen", so Holger Zastrow

So schön leuchtet das Blaue Wunder für gewöhnlich.
So schön leuchtet das Blaue Wunder für gewöhnlich.  © Imago/Andreas Weihs

"Der Verwaltung ist das Gefühl für eine lebenswerte Stadt abhandengekommen. Das sah man deutlich an den abgeschalteten Brunnen und jetzt an der Beleuchtung von Dresdens schönster Brücke", kritisiert Fraktions-Chef Holger Zastrow (56, Team Zastrow). "Die abendliche Illumination ist wichtig, sorgt für Wärme und Lebensgefühl. Das Rathaus sollte für eine Ersatz-Bestrahlung sorgen."

Der in der Nähe wohnende Grünen-Stadtrat Wolfgang Deppe (70) sagt hingegen: "Da auch mit Einhausungen zu rechnen ist, sehe ich es als nicht so wichtig an, eine halbe Brücke zu beleuchten."

Lichtblick gesucht - ein Kommentar von Hermann Tydecks

TAG24-Reporter Hermann Tydecks.
TAG24-Reporter Hermann Tydecks.  © Eric Münch

Dresden tut sich schwer mit seinen Brücken. Ständig gibt es Streit und Hickhack. Beispiele gibt es zuhauf.

Der jüngste Spurenstreit auf der Marienbrücke. Die abgeschaltete Beleuchtung der Elbquerungen im Jahr 2022, um Energie in der Krise zu sparen. Die unendliche Geschichte um den Verkehrsversuch-Radweg auf der Loschwitzer Brücke. Die Waldschlößchenbrücke, die bis heute als Schwarzbau gilt. Die Liste ließe sich noch lange fortsetzen.

Die Misere ums Blaue Wunder ist ohnehin ein Kapitel für sich. Das ständige Hin und Her um die restliche Lebenszeit und mögliche Ersatz-Lösungen sowie Standorte. Oder auch die aktuelle Sanierung, die sich auch wegen juristischer Querelen eine gefühlte Ewigkeit hinzieht.

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Anstatt das berühmte Bauwerk nun viele Jahre im Dunkeln zu lassen, sollte das Rathaus wenigstens für einen Teil-Ersatz sorgen. Es muss ja nicht ein teures ausgeklügeltes Illuminierungs-Festspiel mit stufenweisem Beleuchtungskonzept sein.

Vielleicht genügt übergangsweise auch eine einfachere Bestrahlung ohne feste bauliche Verankerung am Bauwerk. Es wäre auch ein Lichtblick für die Dresdner im Osten. Es gehört ein Stück weit auch zum Selbstverständnis einer (touristisch) attraktiven Stadt, aber auch zur Lebensqualität dazu.

Titelfoto: Fotomontage: Steffen Füssel//IMAGO/Andreas Weihs

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