Eichenprozessionsspinner? Gespinstmotten lösen immer wieder Fehlalarm im Rathaus aus

Dresden - Der Eichenprozessionsspinner ist auf dem Vormarsch, kann Atembeschwerden und schwere allergische Reaktionen auslösen. Doch Achtung: Die gefährlichen Raupen und ihre Nester werden schnell mit einem anderen Insekt verwechselt! So treibt auch die Gespinstmotte ihr Unwesen, hüllt Gehölze mit Schleiern ein.

TAG24-Reporter Hermann Tydecks (39) sah sich die Schleiernetze genau an. Sie sind harmlos.
TAG24-Reporter Hermann Tydecks (39) sah sich die Schleiernetze genau an. Sie sind harmlos.  © Ove Landgraf

Tausende Raupen der Gespinstmotte fallen zurzeit im Großen Garten ein, überziehen am Carolasee Büsche und Bäume mit weißen Fäden - um sie dann kahlzufressen. Ihre gruseligen Gespinste dienen den Raupen dabei als Schutz vor Fressfeinden wie Vögeln und Schlupfwespen.

Wie der Eichenprozessionsspinner gehören sie zur Art der Schmetterlinge, sind jedoch für den Menschen ungefährlich. Allerdings verwechseln viele die beiden Arten und melden vermeintliche Spinner-Funde. Das Rathaus spricht von "erheblichem Fehlalarm". Tatsächlich sind die gefährlichen Raupen in diesem Jahr im Stadtgebiet noch nicht aufgetaucht.

Größter Unterschied: Der "Spinner" ist nur an Stämmen oder starken Ästen von Eichen aktiv, die Nester in der Regel nicht größer als ein Meter. Die Gespinstmotte hingegen wickelt meist das gesamte Gehölz ein. Den gelb-grauen Raupen mit den schwarzen Flecken fehlen zudem die giftigen Brennhaare.

Die ungefährlichen Gespinstmotten überziehen im Großen Garten Büsche mit ihren Netzen. Sie werden oft mit den gefährlichen Eichenprozessionsspinnern verwechselt.
Die ungefährlichen Gespinstmotten überziehen im Großen Garten Büsche mit ihren Netzen. Sie werden oft mit den gefährlichen Eichenprozessionsspinnern verwechselt.  © Ove Landgraf
Die gelb-grauen Raupen der Gespinstmotte haben keine giftigen Brennhaare.
Die gelb-grauen Raupen der Gespinstmotte haben keine giftigen Brennhaare.  © Ove Landgraf
Ihre Brennhaare enthalten Nesselgift: Die Raupen der Eichenprozessionsspinner sind zunächst gelblich-braun, verfärben sich dann graublau bis schwarz.
Ihre Brennhaare enthalten Nesselgift: Die Raupen der Eichenprozessionsspinner sind zunächst gelblich-braun, verfärben sich dann graublau bis schwarz.  © picture alliance/dpa
Nicht zu nahe kommen sollten Sie dagegen den Eichenprozessionsspinnern und ihren Nestern, die meist an Eichen zu finden sind.
Nicht zu nahe kommen sollten Sie dagegen den Eichenprozessionsspinnern und ihren Nestern, die meist an Eichen zu finden sind.  © dpa/Bodo Marks

Klimawandel mit schuld an der Misere

Zu finden sind die Gespinstmotten aktuell auch im Großen Garten.
Zu finden sind die Gespinstmotten aktuell auch im Großen Garten.  © Ove Landgraf

Der Schleier-Spuk endet nach dem großen Fressen: Im Juni verpuppen sich die Raupen im Gespinst, dann schlüpfen die Schmetterlinge. Die Netze zersetzen sich nach einer Weile selbst, die meisten Gehölze überstehen alles schadlos, treiben Ende Juni neu aus. Darum unternehmen die Schlösserland-Gärtner auch nichts gegen die Gespinstmotten.

Deren Hauptverbreitungsgebiet sind eigentlich die Tropen. Doch sie profitieren wie der Eichenprozessionsspinner vom Klimawandel, treten seit einigen Jahren auch in Sachsen verstärkt auf.

Wer will Insekten zählen?

Am häufigsten wurde im letzten Jahr die Ackerhummel gesichtet.
Am häufigsten wurde im letzten Jahr die Ackerhummel gesichtet.  © dpa-Zentralbild

Steinhummel, Tagpfauenauge oder Marienkäfer: Der Naturschutzbund (NABU) Sachsen sucht die Königin des Insektensommers und ruft zur großen Zählung auf.

Mitmachen kann jeder: Einfach innerhalb einer Stunde alle Insekten im Umkreis von etwa zehn Metern notieren, die auftauchen. Am besten dafür einen schönen Platz im Garten oder Wiese suchen.

Mit der NABU-Zählhilfe können auch Anfänger die Insekten zuordnen. Gemeldet werden kann über Online-Formular oder NABU-Web-App "Insektensommer".

Im Vorjahr gingen 430 Meldungen aus Sachsen ein. Am häufigsten wurde die Ackerhummel gesichtet. Der Mitmach-Zeitraum läuft vom 3. bis 12. Juni und 5. bis 14. August.

Titelfoto: Bildmontage: Ove Landgraf

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