Dresden im Bann der Bombe: 101-Jährige erlebt ein erstes Mal

Dresden - Es ist vollbracht! Nachdem in der Nacht zu Freitag die Entschärfung der Fliegerbombe abgebrochen werden musste, war der 250-Kilo-Sprengsatz am Freitag um 12.42 Uhr unschädlich gemacht. Für Tausende Dresdner und Hunderte Einsatzkräfte das Ende stundenlanger Strapazen.

Seniorin Elfriede Reinhardt (101) musste das erste Mal in ihrem Leben evakuiert werden.
Seniorin Elfriede Reinhardt (101) musste das erste Mal in ihrem Leben evakuiert werden.  © Thomas Türpe

Elfriede Reinhardt war eine junge Frau, als die Bomben auf Dresden fielen.

Die heute hochbetagte Dame lebte schon damals in der gleichen Straße in Übigau.

Nun nach 78 Jahren hat sie der Krieg wieder eingeholt.

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Mit 101 Jahren war sie die älteste der rund 300 evakuierten Anwohner, die die Nacht in der Messehalle 2 verbringen musste: "Ich hatte im Fernsehen von der Bombe gehört, aber ich wollte nicht gehen", sagte die Rentnerin zu TAG24.

"Dann hat die Pflegerin aber gesagt ich muss, da habe ich noch schnell etwas gegessen."

Eigentlich dachte sie, es geht abends wieder zurück, aber dann musste sie doch auf dem Feldbett schlafen: "Drei Männer haben mich ins Bett gebracht", sagt sie lächelnd. "Das war schon schön!"

Evakuierte bemängeln fehlende Verpflegung

Die Damen Hannelore Hennig (83,v.l.), Liduja Riegel (80), Sigrid Wenzel (87) - Margot Köhler (87) schliefen nicht gut in der Notunterkunft.
Die Damen Hannelore Hennig (83,v.l.), Liduja Riegel (80), Sigrid Wenzel (87) - Margot Köhler (87) schliefen nicht gut in der Notunterkunft.  © Thomas Türpe

Überhaupt freute sie sich nach der Nacht in der Notunterkunft mal wieder unter Leute gekommen zu sein: "Mit 101 bin ich das erste Mal in einer Notunterkunft. Hier war endlich mal wer zum Quatschen da."

Anders sieht es ein anderes Grüppchen Übigauer:

"Ich konnte gar nicht schlafen", sagt Hannelore Hennig (83). "Es war viel zu laut."

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Auch an der Verpflegung gibt es Kritik: "Das DRK hat sich gut um uns gekümmert", sagt Hans-Jürgen Hegewald.

"Aber wir mussten 15 Stunden ohne Essen auskommen. Für mich geht das schon, aber hier sind eben auch sehr viel noch ältere."

Gegen 11.15 Uhr nahm das Entschärfer-Team wieder seine Arbeit auf: In der Nacht musste die Entschärfung kurz vor 3 Uhr abgebrochen werden.

Bombenfund von Dresden: Entschärfung verzögerte sich, weil Zünder deformiert wurde

In dieser Baugrube befand sich die Fliegerbombe.
In dieser Baugrube befand sich die Fliegerbombe.  © Sebastian Kahnert / DPA

"Weil der Zünder stark deformiert war", sagt Entschärfer Daniel Großer-Scholz (52). "Vermutlich durch den Aufprall."

Dafür musste am Freitag erst das Wasserschneidegerät anrücken, vor dem Einsatz aber nochmal der Sperrbereich kontrolliert werden.

Mit zwei Schnitten konnte der Zünder schließlich entfernt werden, 2700 Dresdner durften kurz darauf wieder in ihre Wohnungen.

Rund 530 Polizisten sicherten den Einsatz ab, 220 Feuerwehrleute und zahlreiche Helfer von THW, DRK und anderen Hilfsorganisationen unterstützten.

Titelfoto: Sebastian Kahnert / DPA

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