Dresden - Bis Ende November erhält das Neue Rathaus für insgesamt 1,3 Millionen Euro 677 Photovoltaik-Module – allerdings nur auf der Innenseite des Dachs. Geht es nach einer Ratsfraktion, soll dieses Modell künftig auch andernorts Schule machen.
Obwohl die Anlage zu den größten der Stadt zählt, ist sie von unten nicht zu sehen. Nach langwierigen Gesprächen gab das Amt für Denkmalschutz im vergangenen Jahr grünes Licht für die Montage.
Bereits 2011 hatte sich die SPD im Stadtrat per Antrag vergeblich für eine Installation auf dem Rathaus eingesetzt.
Nun wollen die Sozialdemokraten, dass auch andere öffentliche und historische Gebäude zur Stromerzeugung beitragen.
SPD-Stadträtin Elli Martius (23): "Klimaschutz und Denkmalschutz schließen sich nicht aus – sie können Hand in Hand gehen."
Elli Martius: "Gerade öffentliche Gebäude müssen beim Klimaschutz vorangehen"
Sie schlägt PV-Anlagen unter anderem auf dem Bürgerbüro Altstadt, Festspielhaus Hellerau, den Technischen Sammlungen und dem Stadtmuseum vor: "Gerade öffentliche Gebäude müssen beim Klimaschutz vorangehen."
Rund drei bis vier Prozent des Gebäudebestands in Deutschland stehen unter Denkmalschutz. Die Errichtung von PV-Anlagen müsse stets so erfolgen, dass der "Eingriff in die Originalsubstanz so gering wie möglich" bleibt, betont die Deutsche Stiftung Denkmalschutz.
Gegen eine Installation können zudem statische oder technische Gründe sprechen, etwa eine begrenzte Traglast.
Der Aufbau der PV-Anlage auf dem Rathausdach (Gesamtleistung: 232 Megawattstunden/Jahr) erfolgt daher unter strengen Auflagen, die darunter liegenden Ziegel wurden entfernt. Finanziell lohnen sollen sich die Module erst in etwa 20 Jahren.
Ob derzeit weitere historische Gebäude für eine Solarnutzung geprüft werden, ließ die Verwaltung gestern Nachmittag offen.
Kommentar zu PV-Anlagen auf historischen Gebäuden: Funkelnde Dächer
Klimaschutz ist wichtig, keine Frage. Doch wenn es um Photovoltaik auf historischen Gebäuden geht, sollte schon genauer hingeschaut werden, wo man die glänzenden Module platziert.
Das Beispiel am Dresdner Rathaus zeigt, wie es funktionieren kann: Die Anlage ist groß - und trotzdem unsichtbar. Von unten kein einziger Reflex, kein schwarzes Rechteck im Blickfeld.
Denn Hand aufs Herz: Städte wie Dresden leben von ihrer Optik. Vom Zusammenspiel aus Sandstein und Ziegeln. Wenn jetzt auf jedem Dach eines Denkmals Solarpaneele funkeln würden, wäre das Stadtbild bald dahin.
Es geht nicht darum, die Energiewende zu bremsen – aber sie darf eben nicht das zerstören, was unsere Städte so besonders macht. Auf die Dosis kommt es an!
Photovoltaik ja – aber dort, wo sie optisch nicht ins Gewicht fällt. Auf Innenhöfen, Nebengebäuden, modernen Anbauten oder schlicht dort, wo kaum jemand hinschaut. Solche alternativen Standorte gibt es genug.
Denn stellt Euch mal das wunderschöne Ziegelmeer der Meißner Altstadt vor – mit PV-Modulen übersät. Könnt Ihr? Ich nicht! Manche Dächer sollten einfach bleiben, wie sie sind: ein Stück Geschichte, das im Sonnenlicht auch ohne Solarzelle strahlt.