Jetzt schon von Sensoren überwacht: Auch diese marode Dresdner Brücke wird abgerissen

Dresden - Ein weiteres Sorgenkind unter Dresdens Brücken ist diejenige über den Schienen der Deutschen Bahn am Industriegelände (B97). Ab Juni 2027 möchte die Stadt dort die Bagger anrollen lassen. Stadträte betonen die besondere Dringlichkeit, äußern jedoch auch Kritik.

Die wichtige Brücke wurde Ende der 1970er-Jahre mit Spannbeton aus Hennigsdorf (Brandenburg) gebaut.
Die wichtige Brücke wurde Ende der 1970er-Jahre mit Spannbeton aus Hennigsdorf (Brandenburg) gebaut.  © Steffen Füssel

Das 1979 errichtete Bauwerk wird mit Hennigsdorfer Spannstahl zusammengehalten – jenem Material, das auch in der kollabierten Carolabrücke verbaut worden war.

In einer aktuellen Vorlage bringen es die Mitarbeiter des Geschäftsbereichs von Baubürgermeister Stephan Kühn (46, Grüne) auf den Punkt: Sie beobachten "eine starke Gefährdung hinsichtlich Spannungsrisskorrosion".

Schon jetzt gelten Sicherheitsmaßnahmen: Die Brücke wird messtechnisch überwacht, und pro Richtung darf nur noch ein Fahrstreifen genutzt werden. Die Hauptprüfung von 2022 ergab für die drei Brückenzüge Noten zwischen 2,3 und 3,0 – ein eher schlechtes Zeugnis für die Standfestigkeit.

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In zwei Jahren soll eine neue Brücke entstehen. Für 17,2 Millionen Euro, größtenteils kreditfinanziert von der Stadt, soll der DDR-Bau abgerissen und bis März 2029 durch eine Stahlverbundkonstruktion ersetzt werden.

Eine nicht (mehr) funktionsfähige Betonfuge? Die weißen Ablagerungen können ein Hinweis auf Wassertransport und gelöste Salze sein.
Eine nicht (mehr) funktionsfähige Betonfuge? Die weißen Ablagerungen können ein Hinweis auf Wassertransport und gelöste Salze sein.  © Steffen Fuessel
Dieses Brückenfugenband aus Gummi (Elastomer) ist stark beschädigt.
Dieses Brückenfugenband aus Gummi (Elastomer) ist stark beschädigt.  © Steffen Fuessel

Marode Dresdner Brücke wird durch ein neues Bauwerk ersetzt

Bröckelnder Asphalt: Auch die Fahrbahn für den Kfz-Verkehr ist in die Jahre gekommen.
Bröckelnder Asphalt: Auch die Fahrbahn für den Kfz-Verkehr ist in die Jahre gekommen.  © Steffen Füssel

Ein langwieriges Planfeststellungsverfahren für den Ersatzneubau sei nicht notwendig, so das Rathaus. Für die Straßenbahnlinien 7 und 8 wird es ab 2027 eine Vollsperrung geben, parallel zum grundhaften Ausbau der Königsbrücker Straße (Start: 2026).

Der Autoverkehr in die Stadt soll durch einen schrittweisen Abriss aufrechterhalten bleiben. Zwecks Abstimmung laufen zwischen Stadt und Deutscher Bahn bereits Gespräche, wie eine Sprecherin des Verkehrskonzerns bestätigte.

"Ich kann es kaum erwarten, dass endlich diese marode Brücke durch ein neues, sicheres Bauwerk ersetzt wird", sagte AfD-Baupolitiker Thomas Ladzinski (36) zur Vorlage. Er hält die aktuelle Kostenkalkulation und die geplante Bauweise für in Ordnung.

AfD-Politiker Thomas Ladzinski (36) drängt auf einen zügigen Baubeginn.
AfD-Politiker Thomas Ladzinski (36) drängt auf einen zügigen Baubeginn.  © IMAGO/dts Nachrichtenagentur
BSW-Fraktionschef Ralf Böhme (52) kritisiert die Dauer der Umsetzung.
BSW-Fraktionschef Ralf Böhme (52) kritisiert die Dauer der Umsetzung.  © Ove Landgraf

BSW-Fraktions-Chef Ralf Böhme (52) kritisierte hingegen die vier Jahre bis zur geplanten Fertigstellung: "Für eine solch verhältnismäßig kleine Brücke ist das zu lang." Die Abstimmung im Stadtrat ist für November vorgesehen.

Titelfoto: Fotomontage: Steffen Füssel//Ove Landgraf

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