Kleingartenverein muss "Wissenschaftsstandort" weichen: Nur wenige Pächter ziehen um
Dresden - So einen Umzug gab es noch nie: Um Flächen für den neuen "Wissenschaftsstandort Dresden-Ost" in Strehlen zu erschließen, lässt das Rathaus einen ganzen Kleingartenverein umziehen. Doch nicht alle können auf einer Brache noch mal bei null anfangen, müssen ihr Paradies aufgeben.

Sigrid Rösler (69) tollte schon als Kind im Kleingartenverein (KGV) Friedland an der Reicker Straße herum. Nun wird es der letzte Sommer der Seniorin in ihrer geliebten Parzelle sein.
"Ich bin alleinstehend. Mir fehlt die Kraft für Umzug und Neubeginn", sagt sie traurig. "Ein paar Rosen gebe ich ab, der Rest wird plattgemacht." Als Entschädigung für ein halbes Jahrhundert blühendes Gartenglück erhält sie rund 2200 Euro.
So wie ihr geht es den meisten Pächtern der Anlage mit 63 Parzellen. Nur zehn Gärtner wagen den Neuanfang auf dem Ausweich-Areal, das nur 200 Meter entfernt liegt.
"Es ist sehr aufwendig. Ich bummle Überstunden ab, nutze alle Freizeit dafür. Wir haben Erde gelockert, einen Wall aufgeschüttet, das Streifenfundament ausgehoben. Die Laube haben wir komplett zerlegt und hier neu aufgebaut", schildert Laubenpieperin Jessica Bey (45).
Zuvor leistete Friedland-Chefin Grit Seifert (56) in ihrer Freizeit Vorarbeit, erarbeite Wegeplan, organisierte Umzug und Zuteilung für neue Gärtner (alles schon ausgebucht).

Stadt Dresden investierte 1,7 Millionen Euro

"Der Start war sehr mühsam. Es gab Verzögerungen beim Bau der Wege. Und dann mussten wir betteln, dass wir schon mal auf die neuen Flächen dürfen", kritisiert sie die Stadtverwaltung. "Aber jetzt sind wir froh, dass viel geschafft ist."
Die Stadt legte Wege und Leitungen, investierte 1,7 Millionen Euro.
"Die Umsiedlung war notwendig, damit wir Unternehmen und Investoren zusammenhängende Flächen in zentraler Lage anbieten können", erklärte OB Dirk Hilbert (51, FDP) gestern zur Eröffnung.
Die alte Anlage soll im kommenden Jahr beräumt werden.

Dann dürfte es im neuen "Kleingartenpark Strehlen" (mit weiteren Kleingärten dann insgesamt 132 Parzellen) erstmals richtig blühen.
Titelfoto: Bildmontage: Petra Hornig