Nach 20 Jahren am Theater: Maskenbildnerin macht Schluss

Dresden - Sie wirkte nicht auf der Bühne, sondern hinter den Kulissen des Dresdner Boulevardtheaters - keine Theaterproduktion wäre ohne sie denkbar gewesen: Maskenbildnerin Christine Palme (64) gab Dutzenden Schauspielern ein Gesicht. Nun wurde sie vom Ensemble in den Ruhestand verabschiedet.

Vor mehr als zehn Jahren verwandelte Christine Palme Christian Kühn in die Weihnachtsgans Auguste.  © Ove Landgraf

Treue Theaterfans kennen die Arbeit von Christine Palme, der "Königin der Pinsel und Perücken".

Vor genau 20 Jahren entwickelte sie die Maske für Sachsens beliebteste Hexe - "Baba Jaga".

Bis heute tobt Rainer König in seiner Paraderolle mit Hakennase und Zottelhaar über die Bühne. Doch nicht nur König saß auf ihrem Maskenstuhl.

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"39 Premieren begleitete Christine Palme allein am Boulevardtheater, schuf das Make-up für exakt 307 Bühnencharaktere", rechnen die Theaterleiter Olaf Becker (55) und Marten Ernst (47) nach.

Andere Theater noch gar nicht mitgezählt. Christine Palme arbeitete an den Landesbühnen Sachsen, puderte Tom Pauls und das Dresdner Zwinger-Trio ab, schaute für die Comödie und das Theaterprojekt "Faust ohne Worte" von Tom Quaas in den Schminkspiegel.

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Auch Volker "Zack" Michalowski vertraut sich als Egon Olsen den Händen von Maskenbildnerin Christine Palme an.  © Ove Landgraf
Theaterleiter Olaf Becker gibt Christine Palme einen dicken Dankeschön-Schmatz.  © privat

Christine Palme kann bei Märchen ihrer Fantasie freien Lauf lassen

Rainer König wäre ohne die Kunst von Christine Palme als Hexe Baba aufgeschmissen.  © Carla Arnold

Von freier Szene bis Tom-Pauls-Theater - die Frau war gefragt. Oft nicht nur beim Make-up.

"Bei ihr fanden Schauspieler auch Ruhe und Konzentration, einen Gesprächspartner oder einfach jemanden, der mal zuhört. Und wenn der Tag gar zu anstrengend war, gab es von Christine auch gern mal eine Kopfmassage", erinnert sich Thomas Kaufmann (48).

Nach Lieblingsinszenierungen gefragt, schüttelt Christine Palme erst den Kopf. Ohnehin steht sie nicht gern im Rampenlicht, ist bescheiden.

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Doch dann verrät sie doch: "Märchen. Hier kann ich all meiner Fantasie und dem Handwerk freien Lauf lassen, kann Drachen basteln, Augenfarben ändern, Pickel modellieren, Kronen stecken" - und eben auch der Baba Jaga eine Hakennase kleben.

In all den hunderten Vorstellungen hat Rainer König nur einmal seinen Riecher verloren - aber da hatte Christine Palme keinen Dienst ...

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