Nach Mega-Blackout in Dresden: Noch immer haben Firmen mit den Folgen zu kämpfen
Dresden - Aufzüge, Kühltheken, Computer, Produktionsanlagen: Der Stromausfall traf Bürger, Firmen, Kunden und Unternehmer - mit unterschiedlichen Auswirkungen und Folgeschäden.
Krankenhäuser sicherten wichtige Bereiche über Netzersatzanlagen und Notstromaggregate ab. Operationssäle oder ITS-Stationen sind sogar zusätzlich gesichert und wurden wie bei der Diakonissenanstalt ununterbrochen mit Strom versorgt.
In Boschs Mikrochip-Milliardenfabrik im Norden standen die Maschinen hingegen für mehrere Stunden still. "Wir fahren die Produktion nun wieder kontrolliert hoch", sagte Werksleiter Christian Koitzsch (45) am gestrigen Dienstag.
Auch bei der TU Dresden müssen nach dem flächendeckenden Blackout zahlreiche technische Anlagen geprüft und teils neu konfiguriert werden. Dies werde noch einige Tage in Anspruch nehmen, so eine Sprecherin.
Für mögliche Schäden will Netzbetreiber SachsenEnergie nicht aufkommen: "Wir würden haften, wenn eine Pflichtverletzung bei uns läge", so Geschäftsführer Steffen Heine (56). "Das sehen wir nicht. Den Schaden wird der Kunde beheben und zahlen müssen."
Vier Straßenbahnen nach Stromausfall kaputt
Nur "geringe Schäden" trugen laut Sprecherin die DVB davon. Vier Bahnen mussten abgeschleppt und repariert werden, nachdem deren Umformer beschädigt wurden.
Strom und damit auch Kühlung fielen im Kühlhaus (Platz für bis 4000 Paletten) am Messering aus. Dort werden etwa Lebensmittel bei minus 20 Grad für den Großhandel gelagert. Der Ausfall habe rund eine Stunde gedauert und sei damit zu kurz für Schäden gewesen, so ein Sprecher. Problematisch könne es ab zwölf Stunden werden.
Auch in den sechs Filialen von Willy Vanilli konnte zwar vorübergehend kein Softeis gezapft werden, Schäden blieben aber aus.
Im ElbePark blieb der Strom für rund 45 Minuten weg. Das Notsystem versorgte das Center mit Notlicht. "Eine Person blieb im Aufzug stecken", so Manager Gordon Knabe (46). Sie sei binnen Minuten befreit worden, blieb unverletzt.
Da Kassen und Alarmsysteme der Geschäfte nicht funktionierten, wurden die Kunden aus den Läden heraus gebeten. Sie konnten in den Gängen warten oder das Center verlassen.
So lief es auch anderen Einzelhändlern und Märkten. Bei Konsum wurden einige Produkte ausgetauscht, bei denen die Kühlkette unterbrochen war.
Im ASB-Seniorenheim "Am Gorbitzer Hang" gab es laut einer Sprecherin kaum Auswirkungen. Nur eine beunruhigte Seniorin meldete sich, da ihr Fernseher ausgefallen war ...
Wie reagiert der Energieversorger?
Ein kleiner Ballon konnte einer ganzen Region den Strom abklemmen. Doch warum liegen solch neuralgische Punkte komplett offen und werden nicht geschützt? Und welche Lehren zieht der Energieversorger aus dem Vorfall für die Zukunft?
"Es ist ein riesiges Areal mit nur einigen wenigen neuralgischen Stellen", erklärt SachsenEnergie-Geschäftsführer Steffen Heine (56). Und: "Wir werden das jetzt genau auswerten und uns Gedanken machen."
Als Erstes werde die Videoüberwachung aufgestockt. Der Bau der Anlagen sei bisher so üblich gewesen, ein Schutz der Bauteile war nicht vorgesehen.
"Die Technik wurde erst im Jahr 2010 erneuert und ist weltweit so im Einsatz."
Ballon-Hersteller warnt selbst vor Stromleitungen
"Nicht im Freien oder in der Nähe von Stromleitungen steigen lassen - kann zu Stromausfällen führen." Diese Warnung ist auf dem Ballon in Großbuchstaben (auf Englisch) abgedruckt.
Hersteller ist das Unternehmen Amscan International mit Hauptsitz in England, nach eigenen Angaben der "weltweit größte Designer, Hersteller und Vertreiber von Großhandelspartyprodukten und -zubehör, einschließlich Luftballons, Kostümen und Gesichtsbemalung".
Die Firma hat demnach auch einen deutschen Standort in Kirchheim/Teck (Baden-Württemberg) mit 250 Mitarbeitern. Auf seiner Webseite bietet Amscan zahlreiche Ballons in verschiedenen Formen, Farben und Materialien an. Diese können in großer Stückzahl von Groß- und Einzelhändlern bestellt werden.
Eine TAG24-Anfrage zum Blackout-Ballon ließ Amscan zunächst unbeantwortet.
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