Nach Protesten: Radebeuler OB stellt sich gegen ultrarechten Autor Jörg Bernig

Radebeul - Politisches Erdbeben in Radebeul: Oberbürgermeister Bert Wendsche (parteilos) hat Widerspruch gegen die Wahl des ultrarechten Autors Jörg Bernig zum neuen Kulturamtsleiter eingelegt - wegen Nachteiligkeit für die Stadt!

Bert Wendsche und Dr. Jörg Bernig bei der Verleihung des Radebeuler Kunstpreises am 12. Oktober 2013.
Bert Wendsche und Dr. Jörg Bernig bei der Verleihung des Radebeuler Kunstpreises am 12. Oktober 2013.  © André Wirsig

Wie berichtet, hatte der Stadtrat in nichtöffentlicher Sitzung Bernig mutmaßlich mit CDU- und AfD-Stimmen knapp gewählt. Jetzt müsse der Stadtrat den Beschluss nochmal überprüfen.

"Die durch den Beschluss bereits jetzt schon deutlich spürbare Polarisierung wirkt sich aus meiner Sicht negativ und nachteilig für die Stadt aus", so der Oberbürgermeister.

Die Stadtverwaltung selbst hatte eine andere Kandidatin favorisiert. Dem Vernehmen nach hatte die CDU Bernig nachträglich in die engere Wahl gehievt.

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Die Wahl Bernigs hatte für einen Aufstand in der Radebeuler Kulturszene und bundesweite Schlagzeilen gesorgt. Bis gestern Nachmittag unterzeichneten Hunderte Bürger der Region einen offenen Protestbrief.

Bernig stehe im Widerspruch zu all dem, "was die Radebeuler Kulturlandschaft seit Jahrzehnten prägt und einzigartig macht", heißt es in dem Brief. 

Zudem fehlten dem 56-Jährigen "bedeutende fachliche Eignungen als Kulturamtsleiter".

Weder habe er Erfahrungen in der Verwaltung noch im Kulturmanagement. Bernig selbst will sich nicht äußern. Er schreibt unter anderem für das Magazin "Sezession" des Verlegers Götz Kubitschek (49).

Dessen "Institut für Staatspolitik" wird vom Verfassungsschutz als rechtsextremer Verdachtsfall geführt. Bernig ist Anhänger der in ultrarechten Kreisen beliebten These des vermeintlich gesteuerten "Bevölkerungsaustausches" durch Flüchtlinge.

Auch der Schriftstellerverband PEN, dessen Mitglied Bernig seit 2005 ist, ging deutlich auf Distanz. In einer Stellungnahme wird der Autor aufgefordert, seine Position zu überdenken.

Das deutsche PEN-Zentrum wende sich "mit aller Schärfe gegen nationalistische Bewegungen, insbesondere gegen Positionen, wie sie AfD, Pegida und ähnliche Gruppierungen vertreten", erklärte PEN-Präsidentin Regula Venske. Die Charta des Verbandes verpflichte jedes Mitglied, für das Ideal einer einigen Welt einzutreten.

Titelfoto: André Wirsig

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