Nur die Taxifahrer hatten einen Grund zum Lächeln: So lief der DVB-Streiktag in Dresden

Dresden - Rund 2000 Mitarbeiter haben die Dresdner Verkehrsbetriebe. Ein Großteil legte am Freitag die Arbeit nieder - und damit den Verkehr in der Stadt lahm? Denkste! Die mittlerweile streik-erprobten Dresdner wussten sich zu helfen. Manche machten aus der Not eine Tugend.

"Die Stimmung war sehr angespannt, es gab viele Krankmeldungen", begründete DVB-Straßenbahnfahrer Tilo Hartmann seinen Streik am Depot in Trachenberge.
"Die Stimmung war sehr angespannt, es gab viele Krankmeldungen", begründete DVB-Straßenbahnfahrer Tilo Hartmann seinen Streik am Depot in Trachenberge.  © xcitepress/Finn Becker

Viele Stadtbürger stiegen kurzerhand auf das umweltfreundlichste Verkehrsmittel der Welt um: die eigenen Füße. Ayman Ajamieh (24) war kein Weg zu weit. Der Syrer lief eine Stunde von Gorbitz ins Stadtzentrum, um einen Termin bei der Ausländerbehörde wahrzunehmen.

"Ob diese Form des Streiks die richtige ist, kann ich nicht beurteilen. Aber er trifft insbesondere die kleinen Leute, die ohne Auto." Andere griffen trotz der Kälte auf das eigene Fahrrad zurück oder düsten auf den gelben MOBI-Bikes oder dem E-Scooter zur Arbeit.

Für Andrea Klimm (51) verlief der Morgen komfortabel. Die Hotelangestellte aus Briesnitz kommt normalerweise mit Bus und Bahn zur Arbeit, ließ sich diesmal von ihrem Mann fahren: "Er hat seinen Schichtbeginn für mich extra nach hinten verschoben." Für die Streikenden hat sie wenig Verständnis: "Das finde ich eigentlich unmöglich."

Dresden: "Extinction Rebellion" blockiert Kreuzung am Hauptbahnhof: Ein Fußgänger rastet aus
Dresden Lokal "Extinction Rebellion" blockiert Kreuzung am Hauptbahnhof: Ein Fußgänger rastet aus

Überrascht vom Ausmaß der Arbeitsniederlegung waren Uta Struckmeier (50) und Gerlinde Sautjer (57). Die beiden Freundinnen aus Aurich (Ostfriesland) sind seit Donnerstag in der Stadt, wollten am Morgen einen Ausflug zu Schloss Moritzburg machen. Doch an ihrem Startpunkt, dem Postplatz, fuhr nichts.

Taxifahrer hat seine Freude

Die Touristinnen Uta Struckmeier (50, l.) und Gerlinde Sautjer (57) aus Ostfriesland waren vom Ausmaß des Streiks überrascht.
Die Touristinnen Uta Struckmeier (50, l.) und Gerlinde Sautjer (57) aus Ostfriesland waren vom Ausmaß des Streiks überrascht.  © Norbert Neumann
Ayman Ajamieh (24) kam zu Fuß aus Gorbitz bis ins Stadtzentrum gelaufen.
Ayman Ajamieh (24) kam zu Fuß aus Gorbitz bis ins Stadtzentrum gelaufen.  © Norbert Neumann
Andrea Klimma (51, aus Briesnitz) wurde von ihrem Mann zur Arbeit gefahren.
Andrea Klimma (51, aus Briesnitz) wurde von ihrem Mann zur Arbeit gefahren.  © Norbert Neumann
Wie hier an der DVB-Haltestelle am Postplatz herrschte fast überall in Dresden tote Hose.
Wie hier an der DVB-Haltestelle am Postplatz herrschte fast überall in Dresden tote Hose.  © Norbert Neumann
"Ausfall!" - die digitalen Fahrgast-Informationen der Verkehrsbetriebe zeigten die entfallenen Verbindungen an.
"Ausfall!" - die digitalen Fahrgast-Informationen der Verkehrsbetriebe zeigten die entfallenen Verbindungen an.  © Norbert Neumann
Hatte doppelt so viele Fahrgäste wie sonst: Taxifahrer Ahmad Alkhbil Alchwak (42) war im gesamten Stadtgebiet unterwegs.
Hatte doppelt so viele Fahrgäste wie sonst: Taxifahrer Ahmad Alkhbil Alchwak (42) war im gesamten Stadtgebiet unterwegs.  © Petra Hornig

"Also laufen wir jetzt die 30 Minuten bis zum Bahnhof Neustadt, um da unseren Anschluss zu bekommen", erklärte Gerlinde lächelnd und mit norddeutschem Zungenschlag.

Wahren Grund zur Freude hatte dagegen Taxifahrer Ahmad Alkhbil Alchwak (42) von "City-Taxi Zwerschke". "Ich habe doppelt so viele Fahrgäste wie sonst gehabt", sagte er freudestrahlend. Mit seinem Elektro-Volvo fuhr er Menschen aller Altersgruppen zum Einkaufen, zur Arztpraxis oder ins Büro.

Hauptziele waren Hauptbahnhof und Flughafen. Jan Kepper (47) von der Dresdner Taxigenossenschaft bestätigte: "Das war ein sehr guter Tag, wir haben unsere Leistungsfähigkeit bewiesen."

Dresden: Bargeld, Silbermünzen und Saphire: Das ging dem Dresdner Zoll allein im April ins Netz!
Dresden Lokal Bargeld, Silbermünzen und Saphire: Das ging dem Dresdner Zoll allein im April ins Netz!

Und auch der Chauffeurdienst "8x8" war auf den Streik vorbereitet. Patrick Lange (38), Operativer Leiter: "Wir waren mit zwei zusätzlichen Fahrern auf die Situation eingestellt, Kunden hatten Fahrten im Vorfeld reserviert. Unsere Verfügbarkeit wurde sehr geschätzt."

Titelfoto: Bildmontage: Petra Hornig, xcitepress/finn becker

Mehr zum Thema Dresden Lokal: