Polizei verwüstet Puff-Wohnung: Wer zahlt die Sauerei?
Dresden - Dreimal Blumengießen und schon ist die Wohnung hinüber. Uwe S. (45) überließ Steven K. (31) seinen Wohnungsschlüssel, damit der sich um die Pflanzen kümmern konnte. Nur wurde Steven als mutmaßlicher Drogendealer verhaftet. Spezialkräfte stürmten deshalb auch Uwes Wohnung - jetzt sind nicht nur die Pflanzen ein Fall für den Sperrmüll.

Am frühen Morgen des 10. September wurde die Hintertür der Wohnung aufgesprengt, zwei Scheiben wurden eingeschlagen und schwer bewaffnete Polizisten drangen in die leere Wohnung ein.
"Ich war acht Monate auf Drogentherapie", sagt Uwe, der in einem ehemaligen Bordell in der Dresdner Friedrichstadt eine günstige Bleibe gefunden hat. "Erst zwei Tage nach der Durchsuchung kam ich wieder."
Uwe S. ist kein unbeschriebenes Blatt, wurde bereits 2021 zu zwei Jahren und vier Monaten Haft wegen Cannabis-Anbaus verurteilt, steht unter Bewährung und musste als Auflage in Therapie. "Ich hatte schon mal eine Hausdurchsuchung", sagt er TAG24. "Aber das hier ist doch einfach übertrieben. Ich bin ja noch nicht mal Beschuldigter!"
Tatsächlich fand das Kommando in der Wohnung nichts, hinterließ aber Chaos: Blumentöpfe wurden zertrümmert, ein Schrank unter dem Waschbecken zu Kleinholz verarbeitet. Selbst am Elektroroller wurden die Reifen aufgeschlitzt. Auch ein Fernseher soll bei dem Einsatz zu Bruch gegangen sein, Uwes Wäsche landete im alten Bordell-Pool.
"Ich kann hier doch nicht mehr leben", sagt er. "Davon kriege ich Depressionen. Gerade nach der Therapie."


Wohnung völlig zerstört: Staatsanwaltschaft rechtfertigt grobe Razzia

Uwe gibt zu, Steven zu kennen. "Ich hab ihm den Schlüssel gegeben, damit er sich um die Blumen kümmert", sagt er. "Der war vielleicht dreimal da. Dass er mit Drogen zu tun hat, wusste ich nicht."
Tatsächlich sind die Vorwürfe gegen Steven älterer Natur: Er soll nach TAG24-Informationen zwischen August 2020 und Februar 2021 über SkyECC-Kryptohandys kiloweise Cannabis bestellt und dann im Gebiet Dresden verkauft haben.
Der deutschen Justiz war er bislang nicht bekannt, erst als die Daten bei der Polizei landeten, kam man auf ihn.
Die Staatsanwaltschaft rechtfertigt die grobe Razzia. "Die Wohnung wurde durchsucht, um etwaige Beweismittel und Einziehungsgegenstände in einem Verfahren wegen Handeltreibens mit Betäubungsmitteln und mit Cannabis aufzufinden", so Oberstaatsanwalt Jürgen Schmidt (50).
Uwe S. sei nicht Beschuldigter. "Aufgrund der Ermittlungen war aber davon auszugehen, dass der Beschuldigte sich regelmäßig auch in dieser Wohnung aufhielt."

Wer zahlt jetzt den Schaden?

Doch wer bezahlt jetzt den Schaden? Im Landeskriminalamt gibt man sich wortkarg.
"Den von Schäden Betroffenen wird während oder im Nachgang der Durchsuchung mitgeteilt, an welche Stelle sie sich zur weiteren Veranlassung und Regulierung des entstandenen Schadens wenden können", sagt LKA-Sprecher Kay Anders (43).
Polizei-Opfer Uwe sieht das anders: "Ich habe keine Ahnung, an wen ich mich wenden soll. Bei der Polizei wurde ich einfach abgewimmelt."
Titelfoto: Bildmontage: Holm Helis