"Sachsensondler" Sebastian Hahn: Er ist der Jäger der verlorenen Schätze

Dresden - Ware räumen, Automaten leeren, abkassieren: Im echten Leben arbeitet Sebastian Hahn (44) in einem Supermarkt im Dresdner Norden. Zum Feierabend aber wird er zum Jäger der verlorenen Schätze. Dem "Sachsensondler" schauen dabei Millionen zu.

Wo er mit seinem Metalldetektor "sondelt", verrät er nicht: "Sachsensondler" Sebastian Hahn (44).
Wo er mit seinem Metalldetektor "sondelt", verrät er nicht: "Sachsensondler" Sebastian Hahn (44).  © Norbert Neumann

Sieben Grad kalter Westwind peitscht an diesem Morgen über einen Acker irgendwo am Dresdner Stadtrand. Keine fünf Minuten führt Hahn seinen krückenähnlichen Apparat über unbestelltes Land, da wird das Piepsen an seinem Handgelenk lauter. "Boar geil, Alter, Jackpot", fängt seine Kamera fürs Internet ein.

Hahn, gelernter Einzelhandelskaufmann, ist dort als "Sachsensondler" bekannt. Zigtausende schauen regelmäßig seine Videos auf YouTube oder Instagram, bei TikTok erreicht er teilweise ein Millionenpublikum. Und das alles mit seinem schrägen Hobby - Sondeln.

Mit einem Metalldetektor suchen "Sondler" nach kleinen und großen Schätzen im Boden. Hahn habe dies das erste Mal bei einem Urlaub an der polnischen Ostsee 2019 gesehen. "Die haben da Schmuck der Touris im Sand gesucht", erzählt er. Keine halbe Stunde hätten sie für knapp 300 Euro gebraucht. Der Sachsensondler war geboren.

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Dabei sind gerade Touristen "das, was der Sondler nicht mag". Denn in Deutschland ist das Sondeln - na klar - streng geregelt.

Das meiste sei eh Müll - aber ab und an findet Hahn auch Ringe, Münzen, Sachsen-Siegel.
Das meiste sei eh Müll - aber ab und an findet Hahn auch Ringe, Münzen, Sachsen-Siegel.  © Norbert Neumann

"Sachsensondler" ist aus Interesse an der Heimatgeschichte unterwegs

Die Jagd nach den verlorenen Schätzen - ein Knochenjob.
Die Jagd nach den verlorenen Schätzen - ein Knochenjob.  © Norbert Neumann

Hahn hat eine Genehmigung vom Landesamt für Archäologie (LfA), besuchte dafür einen Lehrgang, führte ein Kennenlerngespräch, trifft sich regelmäßig mit einem ihm zugeordneten Archäologen. Seit vier Jahren sind ihm drei Gebiete zugeordnet, in denen er suchen darf. Und die hält er geheim.

In Sachsen greift das "Große Schatzregal": Alles, was er (und sie!) im Boden findet, gehört dem Freistaat. "90 bis 95 Prozent ist eh Müll." Weil's "früher" keine Müllabfuhr gab, haben die Bauern vieles verbrannt, die Asche auf den Äckern verteilt. So offenbart das Piepsen an seiner 1500 Euro teuren Krücke oft nur Knöpfe, Münzen, Löffelköpfe.

"Ich mache das aus Interesse an der Heimatgeschichte und nicht aus Profit", erzählt der Sachsensondler. Kumpels haben ihn überredet, Videos zu machen und ins Netz zu stellen. Damit will Hahn über die hiesige Historie aufklären. "Ist doch spannend." Resultate seiner Begehungen auf dem Schlachtfeld von Kesselsdorf etwa sind bereits in Fachzeitschriften erschienen, teilt das Archäologie-Amt mit.

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"Die oft mühsame Suche nach kleinteiligen Funden" - ohne Sondler wie Hahn wohl unmöglich.

Titelfoto: Bildmontage: Norbert Neumann (2)

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