Wegen Neubau in der Radeberger Vorstadt: "Narrenhäusel"-Investor hat Ärger mit den Nachbarn
Dresden - Bauunternehmer Frank Wießner (47) ist für seinen unermüdlichen Kampf um den Wiederaufbau des "Narrenhäusels" positiv in Erscheinung getreten. Andere Erfahrungen hat Familie Müller gemacht, die in der Radeberger Vorstadt lebt. Direkt nebenan baut der Investor, wodurch Teile ihres Grundstücks einsackten. Der Streit um eine Mauer eskalierte so sehr, dass die Polizei anrücken musste.

Im Oktober fuhren an der Löbauer Straße die Bagger vor. Wießner hatte das Grundstück (rund 1000 Quadratmeter) neben den Müllers gekauft, will dort bis Frühjahr 2023 zwei Häuser mit zehn Eigentumswohnungen und Tiefgarage errichten. Entlang der Grundstücksgrenze verläuft eine 46 Meter lange Sandsteinmauer.
"Die steht schon ewig hier, ist im Bestand geschützt", sagt Michael Müller (78), der seit 1981 mit seiner Familie im Haus lebt. "Dann kam Herr Wießner und gab den Abriss-Befehl. Ich stellte mich davor, doch er hörte nicht auf, ließ Teile der Mauer einfach um mich herum abreißen", schildert der Senior.
"Ich fühlte mich gefährdet. So ein Verhalten gehört sich nicht." Er rief die Polizei. Da aber niemand verletzt wurde, die Beamten keinen Straftatverdacht feststellten, wurden keine Anzeigen aufgenommen.
Wießner rechtfertigt den Abriss aus Sicherheitsgründen. Die Mauer sei laut Statiker wegen eines fehlenden Fundaments nicht standsicher gewesen. Sie sei auch nicht geschützt, so der Bauherr. Zudem habe er nur den Teil abreißen lassen, der auf seinem Grundstück verlief.
Eine Einigung mit Familie Müller sei nicht möglich gewesen.





Anwälte befassen sich nun mit dem Fall

Im Zuge der Bauarbeiten stürzte dann ein weiterer Teil der Mauer ein. Da Wießner mehrere Meter tief im sandigen Boden baut, sackte ein Teil von Müllers Grundstück ein.
Laut dem Senior über einen halben Meter. "Außerdem kamen Risse in die Hausfassade, die weiter wachsen", sagt er. "Wir haben Angst um unser Haus. Es liegt viel höher, könnte absinken oder einstürzen."
Der Bauunternehmer widerspricht: "Die Angst ist unbegründet, ein gerichtlich bestellter Gutachter hat im Dezember 2021 bestätigt, dass keine Einsturzgefahr besteht", so Wießner. Außerdem laste Müller ihm auch die vor Baubeginn bereits vorhandenen Risse an.
Da alle Gespräche scheiterten, befassen sich jetzt Anwälte mit dem Fall. Müller erwirkte zwei einstweilige Verfügungen, verklagt Wießner auf Schadensersatz. Der bleibt gelassen: "Grundsätzlich sind wir für verursachte Schäden verantwortlich und kommen im Rahmen der üblichen gesetzlichen Regelungen für die Schäden auf."
Die Mauer wolle er mit den alten Steinen und neuem Fundament wieder aufbauen.
Titelfoto: Bildmontage: Holm Helis/Ove Landgraf