"Mit Abstand das Beste": Großes Open-Air in der Jungen Garde diesen Sommer

Dresden - Hier liegt eine Freilichtbühne brach, die alle Konzerte für diesen Sommer absagen musste. Dort sind Privattheater, die aufgrund aktueller Corona-Maßnahmen nicht wirtschaftlich sinnvoll spielen können. Was läge näher, aus beider Not eine Tugend zu machen?

Junge Garde-Betreiber Rodney Aust mit Kerstin Kochan vom Tom-Pauls-Theater (l.) und Katina Haubold von der Agentour.
Junge Garde-Betreiber Rodney Aust mit Kerstin Kochan vom Tom-Pauls-Theater (l.) und Katina Haubold von der Agentour.  © Petra Hornig

Nun hat sich ein Team aus Dresdner Künstlern, Veranstaltern und Theatern zusammengetan, um in diesem Sommer in der Jungen Garde Open-Air-Theater zu spielen.

"Mit Abstand das Beste" heißt das gemeinsame Projekt einer Reihe von Dresdens freien Konzert- und Kulturveranstaltern. Deren Lage ist derzeit ähnlich prekär. Für die Privattheater wäre es unter den bestehenden Corona-Bedingungen ein Negativgeschäft, ihre Säle für nur wenige Zuschauer zu öffnen.

Zeitgleich kann Konzertveranstalter Rodney Aust die von ihm betriebene Junge Garde in ihrer Gesamtkapazität von bis zu 4900 Besuchern nicht öffnen, da zumindest bis zum 31. August Veranstaltungen für mehr als 1000 Zuschauer untersagt sind.

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Für eine Besucheranzahl von rund 900 Zuschauern - die den Bedürfnissen der Theaterbranche entspricht - wäre in der Garde jedoch genug Raum für ein genehmigungsfähiges Hygienekonzept vorhanden.

"Lasst uns groß denken"

Machen mit beim OpenAir-Theater (v.l.): Tom Pauls, Sabine Kaufmann (medlz), Stefanie Bock (als Gräfin Cosel), Nicole Jäger, Uwe Steimle, Nadja Benaissa (medlz), Olaf Schubert, Rainer König (als Hexe Baba Jaga), Anna Mateur und Andreas Köhler ("Azzurro").
Machen mit beim OpenAir-Theater (v.l.): Tom Pauls, Sabine Kaufmann (medlz), Stefanie Bock (als Gräfin Cosel), Nicole Jäger, Uwe Steimle, Nadja Benaissa (medlz), Olaf Schubert, Rainer König (als Hexe Baba Jaga), Anna Mateur und Andreas Köhler ("Azzurro").  © Petra Hornig

"Irgendwann haben wir alle so sehr mit den Füßen gescharrt, dass es nicht mehr auszuhalten war", sagt Regisseur Olaf Becker, Leiter des Boulevardtheaters. Er gehört zu den Initiatoren des Projektes, zusammen mit Rodney Aust, dem Tom-Pauls-Theater Pirna, der Agentour, die auch auch die Humorzone vertritt, sowie der Booking-Agentour Sommerfeld und den Jazztagen Dresden. Da die Junge Garde leer steht, habe es nahe gelegen, diese Bühne zu nutzen, so Becker.

Bei Betreiber Rodney Aust rannte man mit der Anfrage offene Türen ein. Er hatte zunächst "an Ideen gefriemelt", was man eventuell vor seiner anderen Veranstaltungsstätte, dem Alten Schlachthof, veranstalten könnte. Nach Beckers Anruf war ihm klar: "Lasst uns groß denken!"

Für ihn ist wichtig, dass mit dem Sommerfestival ein Signal in Richtung künftigem Normalbetrieb gesendet wird. Ein ähnliches, möglicherweise defizitäres Notprogramm ginge im nächsten Sommer nicht noch einmal. Aust:"Das wäre für alle ein Genickschuss."

Im Herbst gibt es vielleicht eine Verlängerung

Von der Idee bis zur Umsetzung habe es nur zwei Wochen gedauert, sagt Olaf Becker. Zahlreiche Sponsoren seien unkompliziert aufgesprungen, denn das Projekt ist für alle durchaus ein Wagnis: Für die gesamte Saison mit 37 Veranstaltungen belaufen sich die Produktionskosten auf rund 300.000 Euro. 

Diese müssten erwirtschaftet werden. Ab sofort gibt es im Vorverkauf Tickets zwischen 25 bis 39 Euro bei den jeweiligen Veranstaltern, deren bereits vergebene Gutscheine könnten zudem eingelöst werden.

Den Auftakt macht am 26. Juni das Dresdner Zwinger-Trio mit Tom Pauls. Auf dem Programm stehen danach Kabarett-Abende mit den Lokalmatadoren Uwe Steimle und Olaf Schubert sowie Nicole Jäger, Torsten Sträter und Lisa Eckhart. 

Dazu kommen Produktionen des Boulevardtheaters, unter anderem "Barock me, Gräfin Cosel", "Azzurro" oder "Die Fete endet nie". Am 7. August tritt die A-capella-Band medlz erstmals mit ihrem neuem Mitglied, Ex-No-Angel Nadja Benaissa, auf. Auch die Hexe Baba Jaga und Anna Mateur treten auf. Gespielt wird bei jedem Wetter, übliches OpenAir-Risiko also.

Bei einem schönen Herbst denken die Veranstalter über eine Verlängerung nach, vielleicht ab September sogar wieder mit größerem Publikum. Olaf Becker: "Ich feiere dann gerne eine Party mit 4900 Gästen!"

Titelfoto: Petra Hornig

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