Nur noch 13 Hektar frei: Gewerbeflächen in Dresden werden knapp
Dresden - Gehen Dresden die Gewerbeflächen aus? Bei einer Auslastung von 88 Prozent auf den kommunalen Arealen sind nur noch 13 Hektar frei, jährlich verschwinden rund drei Hektar aus dem Angebot. Deshalb prüft die Stadt neue Standorte.

Großunternehmen, etwa aus der Chipbranche, aber auch Teile des Mittelstandes möchten expandieren und benötigen dafür passende Grundstücke.
"Gerade in Ballungsgebieten wie Dresden sehen wir mit Sorge, wie attraktive Gewerbeflächen knapper werden", sagt Andreas Brzezinski (56), Hauptgeschäftsführer der regionalen Handwerkskammer. Er kennt Betriebe, die wegen des Flächenmangels bereits ins Umland ausweichen mussten.
Solche Wegzüge kosten die Stadt bares Geld: Allein das Gewerbegebiet in Coschütz-Gittersee (119 Unternehmen, 3500 Jobs) bringt jährlich rund zehn Millionen Euro Gewerbesteuer.
Finden die Unternehmen innerhalb der Stadtgrenzen jedoch keinen Platz, profitieren andere Kommunen von den Einnahmen.
Dresdner Stadtrat gibt grünes Licht für die Suche nach neuen Gewerbeflächen

Der Stadtrat gab deshalb grünes Licht für die Suche nach neuen Flächen. Die Wirtschaftsförderung prüft nun sogenannte Potenzialflächen, etwa in Zöllmen (zehn Hektar) oder Merbitz (2,3 Hektar, beide im Dresdner Westen), auf deren Eignung. Eine Erweiterung des Gewerbegebiets "Am Pomigberg" an der Stadtgrenze zu Ottendorf-Okrilla könnte zusätzliche 3,5 Hektar bringen.
SPD-Stadtrat Stefan Engel (32) fordert, dieses Areal sowohl an die Autobahn als auch an die geplante S-Bahn anzubinden, gleichzeitig aber den Zugang zur freien Landschaft zu erhalten.
Grünen-Politikerin Susanne Krause (42) erklärt: "Die Erweiterung bestehender Flächen sollte bevorzugt werden, um zusätzliche Versiegelungen zu vermeiden."
Grundsätzlich ist die Flächenentwicklung kostspielig: Pro Hektar Grünfläche werden rund zwei Millionen Euro fällig, bei brachliegenden, zuvor industriell genutzten Grundstücken etwa 3,5 Millionen Euro.
"Schmerzhafte Kompromisse" - ein Kommentar von TAG24-Redakteur Lennart Zielke
Dresden sucht Platz für seine Firmen – und hat dabei einige große Vorhaben in Planung. Am Flughafen im Norden sollen beispielsweise auf 12,5 Hektar Flächen für große Betriebe entstehen, inklusive direktem Zugang zum Rollfeld. Vor allem in der städtischen Peripherie wünscht sich das Rathaus neue Forschungs- und Produktionshallen. Diese könnten für den gesamten Freistaat ein Ausweg aus der Abstiegserzählung von schrumpfender Wirtschaft und wegbrechenden Arbeitsplätzen sein.

Notwendig ist dieser Kurs allemal: Mit FMC verlegt ein Chip-Entwickler aus der Neustadt seine geplante Produktion nach Magdeburg - und er ist kein Einzelfall. Wenn die Stadt nicht gegensteuert, wandern Arbeitsplätze und Steuereinnahmen ab.
Doch die großen Pläne haben einen gewaltigen Haken: In der kommunalen Finanzplanung klaffen Millionenlöcher. Viele Projekte wie Zöllmen oder das Promigberg-Areal sind bislang nicht solide untersetzt.
Will das Rathaus den Ausbau dennoch vorantreiben, drohen an anderer Stelle schmerzhafte Einschnitte. Denkbar sind Kürzungen bei Kultur, Sozialem oder dem ÖPNV - Bereiche, die die Stadtgesellschaft unmittelbar treffen würden.
Genau das macht die Debatte so brisant: Dresden braucht Wachstum, aber Wachstum kostet zunächst Geld, das im Haushalt fehlt. Die Politik wird also schmerzhafte Kompromisse aushandeln müssen - und zwar bald.
Titelfoto: Fotomontage: Thomas Türpe//Ove Landgraf