Schon wegen der gestiegenen Preise: Auch das Rathaus geht unter die Energiesparer

Dresden/Oederan - Mit dem russischen Überfall auf die Ukraine am 24. Februar verschlimmerte sich die Energiekrise, Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck (52, Grüne) ruft die Bürger zum Energiesparen auf. Doch wie reduzieren eigentlich Teile des Staates, wie die Kommunen, jetzt ihren Energieverbrauch?

Die historischen Dresdner Gaslaternen passen nicht mehr ins neue Energie-Zeitalter. Durch Umrüstungen sollen trotzdem einige erhalten bleiben.
Die historischen Dresdner Gaslaternen passen nicht mehr ins neue Energie-Zeitalter. Durch Umrüstungen sollen trotzdem einige erhalten bleiben.  © Ove Landgraf

"Alle Mitarbeiter und Objektverwalter wurden zum Energiesparen aufgerufen. Das bewusste Nutzerverhalten kann aus Erfahrung Reduzierungen von etwa zehn Prozent beim Energieverbrauch bringen", antwortete das Dresdner Amt für Hochbau und Immobilienverwaltung.

Die Landeshauptstadt musste 2020 - also noch vor der Kostenexplosion Mitte vergangenen Jahres - rund 21,3 Millionen Euro für Energie bezahlen. Dazu gehören Erdgas, Strom, Holzpellets und Fernwärme. Letztere liefert die Drewag, ihr Mutterunternehmen SachsenEnergie liefert Strom sowie das immer knapper werdende Erdgas.

Apropos Gas: 1144 der etwa 46.000 öffentlichen Dresdner Leuchten sind Gaslaternen. Diese werden bei Straßensanierungen aber sukzessive auf stromsparende Leuchtdioden (LED) umgerüstet, auch zur Einsparung des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2).

Muskelkraft gefragt

Die Dresdner Stadtverwaltung möchte ihren Mitarbeitern mehr Anreize zum Umsteigen auf das Fahrrad geben. So gibt es um den Georgplatz bereits Radwege.
Die Dresdner Stadtverwaltung möchte ihren Mitarbeitern mehr Anreize zum Umsteigen auf das Fahrrad geben. So gibt es um den Georgplatz bereits Radwege.  © Bildmontage: Steffen Füssel

"So erfüllt der Neubau einer Gasbeleuchtung in der Augsburger Straße nicht die Anforderungen an die aktuelle Straßenbeleuchtungsnorm", erklärt das Straßen- und Tiefbauamt. Im zweiten Bauabschnitt (Blasewitzer- bis Tittmannstraße) soll aber zumindest die historische Gaslaternen-Bauform erhalten bleiben.

Auch Muskelkraft ist gefragt. "Beim Bau des Neuen Verwaltungszentrums wird auch sehr auf verbesserte Bedingungen für Radfahrer geachtet", so eine Rathaussprecherin. Für Bequemere gibt es um zehn Prozent ermäßigte Jobtickets, derzeit nutzen sie 3 106 Stadtmitarbeiter (2021: 3 101, 2019: 3 271). Aktuell hält diese Preise aber die 9-Euro-Ticket-Regelung stabil niedrig.

"Wir brauchen keine neuen Förderprogramme mit aufwendigen Verwaltungsverfahren, sondern mehr finanzielle Handlungsfähigkeit der Kommunen", sagt Ralf Leimkühler (55), stellvertretender Geschäftsführer des Sächsischen Städte- und Gemeindetages.

Die Baustelle des Neuen Verwaltungszentrums. Der Standort zwischen Ferdinandplatz und Georgplatz wurde auch aus Energiespar-Gründen gewählt.
Die Baustelle des Neuen Verwaltungszentrums. Der Standort zwischen Ferdinandplatz und Georgplatz wurde auch aus Energiespar-Gründen gewählt.  © Steffen Füssel
Ralf Leimkühler (55) ist stellvertretender Geschäftsführer des Sächsischen Städte- und Gemeindetages (SSG).
Ralf Leimkühler (55) ist stellvertretender Geschäftsführer des Sächsischen Städte- und Gemeindetages (SSG).  © SSG/PR
Die Nahwärmeinsel befindet sich im Oederaner Altstadtquartier. Die Gemeinde installierte hier nicht nur Heizkraftwerke, sondern erhielt damit auch ein denkmalgeschütztes Wohnhaus aus der Barockzeit (1650-1770).
Die Nahwärmeinsel befindet sich im Oederaner Altstadtquartier. Die Gemeinde installierte hier nicht nur Heizkraftwerke, sondern erhielt damit auch ein denkmalgeschütztes Wohnhaus aus der Barockzeit (1650-1770).  © Maik Börner
Edgar Lange (49) zeigt den Holzpellet-Kessel in der Oederaner Nahwärmeinsel. Damit kann im Ernstfall zumindest der Gemeindesitz gasfrei versorgt werden.
Edgar Lange (49) zeigt den Holzpellet-Kessel in der Oederaner Nahwärmeinsel. Damit kann im Ernstfall zumindest der Gemeindesitz gasfrei versorgt werden.  © Maik Börner

Eigene und maßgeschneiderte Lösungen sollen entstehen. Wie im mittelsächsischen Oederan. "Wir betreiben drei Holzpelletkessel. Zumindest das Gemeindehaus bräuchte sich ohne Gas keine Sorgen machen", schätzt Edgar Lange (49).

Der Oederaner Energie- und Klimaschutzmanager weiß aber auch: "Rund 20 kommunale Objekte sind noch von fossilen Brennstoffen abhängig. Wir arbeiten gerade an Konzepten, um unabhängiger von ihnen zu werden."

Titelfoto: Bildmontage: Steffen Füssel/SSG/PR

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