Umsatzeinbußen, Verkehrslast und Personalzwänge: Händler-Aufstand gegen Globus-Ansiedlung

Dresden - Der Dresdner Handel läuft Sturm gegen Globus. Das Unternehmen will zwischen der Bremer und der Hamburger Straße eine 8800 Quadratmeter große Markthalle und bis zu 800 kostenfreie Parkplätze errichten. Doch das kommt bei den Wettbewerbern nicht gut an. Befürchtet wird eine Abwanderung, und zwar nicht nur von Kundschaft.

Sachsen will eine 13.000 Quadratmeter große Fläche an Globus abtreten. Die darauf befindliche Flüchtlingseinrichtung soll Ende 2023 schließen.
Sachsen will eine 13.000 Quadratmeter große Fläche an Globus abtreten. Die darauf befindliche Flüchtlingseinrichtung soll Ende 2023 schließen.  © Steffen Füssel

Konsum-Vorstandsmitglied Sören Goldemann (43) gibt sich besorgt: "Es ist klar, dass diese Ansiedlung unsere ohnehin angespannte Personalsituation weiter zuspitzen wird und die Nahversorgungssituation konkret bedroht."

Sein Chef Roger Ulke (58) sagt: "Der Globus-Standort wird annähernd so viel Umsatz machen wie der Konsum mit allen Dresdner Märkten zusammen."

Inhaber von Rewe- und Edeka-Märkten verweisen darauf, dass die Investition auf der 45.000 Quadratmeter großen Fläche hinsichtlich des stark zurückgegangenen Konsumklimaindex mit Risiken verbunden sei.

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"Der Rückzug des Lidl am Postplatz sowie die Schließung der Bio Company sind hier nur die ersten Vorboten." Zudem wäre da noch das zu erwartende Verkehrsaufkommen in einem Viertel, das jetzt schon unter einer großen Verkehrslast ächzt.

Konsum-Vorstandsboss Roger Ulke (58) will im Zuge der Globus-Investition negative Auswirkungen auf seine Märkte in anderen Stadtteilen nicht ausschließen.
Konsum-Vorstandsboss Roger Ulke (58) will im Zuge der Globus-Investition negative Auswirkungen auf seine Märkte in anderen Stadtteilen nicht ausschließen.  © Ove Landgraf

Globus-Chefstandortplaner hält dagegen

Handelsverbands-Chef David Tobias (43) befürchtet negative Auswirkungen auf die Innenstadt, wenn sich Globus in der Friedrichstadt ansiedelt.
Handelsverbands-Chef David Tobias (43) befürchtet negative Auswirkungen auf die Innenstadt, wenn sich Globus in der Friedrichstadt ansiedelt.  © Ove Landgraf

Aber nicht nur das wurmt. Dem Handelsverband Sachsen ist ein Dorn im Auge, wie die Stadt mit der geplanten Ansiedlung umgeht. Er hat einen Anwalt eingeschaltet, der elf Verstöße gegen geltendes Recht festgestellt haben will.

"Der beabsichtigte, vorhabenbezogene Bebauungsplan 6044 zur Realisierung des Globus-Marktes stellt eine bloße, von privatem Interesse gesteuerte, unzulässige Gefälligkeitsplanung dar, um aus Sicht der Stadt Dresden eine Kompromisslösung für den Alten Leipziger Bahnhof zu erreichen", lautet das Fazit von Thomas Dünchheim, Spezialist für planungsrechtliche Fragen von Einzelhandelszentren. Für das Areal an der Leipziger Straße verfolgt das Rathaus eigene Interessen.

Globus-Chefstandortplaner Enrico Wilde hält dagegen: "Innerhalb des öffentlich-rechtlichen Bebauungsplanverfahrens, das wir gemeinsam mit der Stadt Dresden ordnungsgemäß und ordentlich betreiben, suchen wir zusammen mit den öffentlichen Entscheidungsträgern nach der besten lokalen Lösung für den Standort."

Eine Markthalle wie diese soll in den kommenden Jahren zwischen der Bremer und der Hamburger Straße entstehen.
Eine Markthalle wie diese soll in den kommenden Jahren zwischen der Bremer und der Hamburger Straße entstehen.  © PR

Lange Geschichte der Globus-Pläne

Der Alte Leipziger Bahnhof war jahrelang Streitobjekt. Von ihm will sich Globus trennen und nach einem Grundstückstausch seine Markthalle auf einer Fläche von SachsenEnergie errichten.
Der Alte Leipziger Bahnhof war jahrelang Streitobjekt. Von ihm will sich Globus trennen und nach einem Grundstückstausch seine Markthalle auf einer Fläche von SachsenEnergie errichten.  © Thomas Türpe

Die geplante Ansiedlung eines Globus-Marktes in der Nähe des Dresdner Stadtzentrums hat eine lange Geschichte. Bereits 2014 stellte der Stadtrat mit knapper Mehrheit die Weichen für den notwendigen Bebauungsplan, damit sich das Unternehmen auf dem Areal des Alten Leipziger Bahnhofs verwirklichen darf.

Vier Jahre später jedoch wurde ein Masterplan für die Leipziger Vorstadt verabschiedet. Großflächiger Einzelhandel ist darin nicht mehr gestattet. Auch unter dem Druck dieses vom Stadtrat herbeigeführten Widerspruchs soll es nun einen Grundstückstausch mit SachsenEnergie geben. Globus könnte sich somit in der Friedrichstadt niederlassen.

Im September 2022 beschloss der Bauausschuss, einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan aufstellen zu lassen. Die notwendigen Verträge bezüglich des Grunderwerbs will der Investor in den nächsten Wochen unter Dach und Fach bringen.

Titelfoto: Bildmontage: Steffen Füssel/Ove Landgraf

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