Warum Großvermieter in Dresden mit Gästewohnungen Kasse machen
Dresden - Eine moderne Ferienwohnung in Innenstadtnähe für bis zu sechs Personen zum Preis von 57 Euro pro Nacht. Gibt es nicht? Gibt es doch!

Zumindest wenn man Mitglied der Wohnungsgenossenschaft Johannstadt (WGJ) ist oder ein solches kennt. Denn für die unterhält die WGJ in Dresden insgesamt 16 Gästewohnungen zu Preisen zwischen 39 und 70 Euro. Und sie ist damit in Dresden nicht allein.
In Zeiten, in denen bezahlbarer Wohnraum immer schwieriger zu finden ist, stößt dieser Service nicht überall auf Gegenliebe.
So kritisiert der nach eigenen Angaben private, genossenschaftliche Mieter-Blog "Inside_WGJ", dass die Wohnungen wegen der Kurzzeitvermietung den Mitgliedern seit Jahren nicht mehr zur Verfügung stünden.
Zweiter Vorwurf: Bei Mieteinnahmen von 39 Euro pro Nacht für eine Zweiraumwohnung erziele die WGJ bis zu 1200 Euro Einnahmen im Monat. Das wäre deutlich mehr als bei einer regulären Vermietung.
Auf Nachfrage teilt die WGJ jedoch mit, dass mit den Gästewohnungen keine höheren Gewinne erzielt werden. "Wir bieten den Service, der sich unter unseren Mitglieder großer Beliebtheit erfreut, ausschließlich kostendeckend an", schreibt die Genossenschaft.
Steuerliche Vergünstigungen für die WGJ

Der Grund: Die Wohnungen seien nicht immer ausgebucht. "Die Buchungsfrequenz schwankt im Laufe eines Jahres", heißt es weiter.
Das bestätigt auch Sven Winkler (33) vom Verband Sächsischer Wohnungsgenossenschaften. Man bekomme die Wohnungen meist nur am Wochenende vermietet, erklärt er.
Winkler verweist zudem darauf, dass das Kerngeschäft die Wohnungsvermietung sei und sie dafür steuerliche Vergünstigungen erhalten. Um die zu behalten, dürften die Genossenschaften solche Gästewohnungen nur in gewissem Umfang anbieten.
Auf den Wohnungsmarkt sind die Auswirkungen verschwindend gering. Den etwa 50 Gästewohnungen stehen derzeit etwa 1200 Ferienwohnungen gegenüber.
Außerdem stehen nach Angaben der Stadtverwaltung derzeit mehr als 19.000 der insgesamt gut 300.000 Wohnungen in Dresden leer.

Titelfoto: Ove Landgraf, Thomas Türpe