Zahlreiche Gedenkkonzerte erinnern zum 9. November an Reichspogromnacht!

Dresden - Das Datum des 9. November 1938 gehört zu den schwärzesten der deutschen Geschichte. In der Nacht zum darauffolgenden Tag wurden jüdische Geschäfte angezündet und ausgeplündert, Synagogen brannten in ganz Deutschland, auch in Dresden. Anlässlich des 84. Jahrestages der Reichspogromnacht erinnern Orchester, Ensembles und Künstler am morgigen Mittwoch mit Gedenkkonzerten an das Leid der Opfer von Terror und Gewalt. Eine Übersicht.

Kulturpalast

Dresden - Die Dresdner Philharmonie erinnert mit Jugendorchestern an den 9. November. Zwar trügen heute Elf- bis Zwanzigjährige keine Verantwortung für damalige Ereignisse, dennoch betreffen sie diese auch in der Gegenwart.

"Wir wollen wissen, was passiert ist, wir wollen nie vergessen, und wir wollen es weitertragen", stellen die jungen Musikerinnen und Musiker der Deutschen Streicherphilharmonie dem Programm "Musikalisch gedenken" voran, das sie mit dem Jugendsinfonieorchester der Ukraine und dem Philharmonischen Kammerorchester Dresden unter Leitung von Wolfgang Hentrich bestreiten. Sie spannen mit Musik von Pavel Haas und Gideon Klein, die im Konzentrationslager Theresienstadt entstanden ist, und einer Uraufführung der israelischen Komponistin Shir-Ran Yinon (36) einen Bogen von 1938 bis heute. 19.30 Uhr

Die Dresdner Philharmonie spielt mit Jugendorchestern im Konzertsaal des Kulturpalastes.
Die Dresdner Philharmonie spielt mit Jugendorchestern im Konzertsaal des Kulturpalastes.  © Dresdner Philharmonie/Björn Kadenbach

Frauenkirche

Dresden - Für Frauenkirchen-Musikdirektor Daniel Hope (49) war es ein besonderes Anliegen, zum Gedenken an die Reichspogromnacht ein Konzert in der Unterkirche zu spielen. "Ohne Worte - aber nicht stumm" heißt das Programm als Erinnerung an eines der dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte.

Auf dem Programm stehen Werke von Mozart und Mendelssohn Bartholdy sowie "Three Songs Without Words" für Klarinette und Klavier des - so Hope - viel zu wenig gespielten Paul Ben-Haim. An Hopes Seite: Klarinettist lb Hausmann, die Bratschistin Tatjana Masurenko und das Amatis Piano Trio. 20 Uhr

Frauenkirchen-Musikdirektor Daniel Hope (49) musiziert mit Freunden in der Unterkirche.
Frauenkirchen-Musikdirektor Daniel Hope (49) musiziert mit Freunden in der Unterkirche.  © Norbert Neumann

Annenkirche

Dresden - "Jenseits der Worte" hat der Dresdner Kammerchor sein traditionelles Gedenkkonzert zum 9. November in diesem Jahr überschrieben. In der Annenkirche werden Werke von Herman Berlinski und Alfred Schnittke sowie der meditativ komponierenden US-Amerikaner David Lang und Morton Feldman zu hören sein.

Musik ohne Worte und Musik über die Wortlosigkeit angesichts verheerender Gewalt als Plädoyer für Frieden. Zu Gast ist die junge russische Dirigentin Ekaterina Antonenko, die selbst jüdische Angehörige durch den Holocaust verlor. 19.30 Uhr

"Jenseits der Worte" ist Titel des Konzertes des Dresdner Kammerchors in der Annenkirche.
"Jenseits der Worte" ist Titel des Konzertes des Dresdner Kammerchors in der Annenkirche.  © Dresdner Kammerchor/Holger Schneider

Dreikönigskirche

Dresden - Die Musikerinnen der Band Youkali widmen sich seit 2015 im Sound der 20er-Jahre der Vertonung von Gedichten jüdischer Poetinnen und Lyrikerinnen. In der Dreikönigskirche spielen sie morgen ihr Programm "Halte dich an Wunder / Großstadtlieder in Szene", das 2021 im Rahmen des Festjahres "Jüdisches Leben in Deutschland" entstand.

Im Mittelpunkt stehen Texte über das Leben emanzipierter Frauen von Mascha Kaléko und - vor allem - Lili Grün, die 1942 im Vernichtungslager Maly Trostinec ermordet wurde. Die Songs wurden von Klarinettistin Tatjana Davies komponiert, die szenische Umsetzung hat Sänger und Regisseur Wolf-Dieter Gööck eingerichtet. 19.30 Uhr

Die Musikerinnen der Dresdner Band Youkali gastieren mit dem Programm "Halte dich an Wunder" in der Dreikönigskirche.
Die Musikerinnen der Dresdner Band Youkali gastieren mit dem Programm "Halte dich an Wunder" in der Dreikönigskirche.  © Julie Schönewolf

Auch die Stadt Dresden hat ab 15.30 Uhr eine Gedenkveranstaltung an der Stelle Brühlscher Garten, Hasenberg, geplant. Bei der Veranstaltung werden Oberbürgermeister Dirk Hilbert (51) und der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Dresden Michael Hurshell sprechen.

Titelfoto: Dresdner Philharmonie/Björn Kadenbach

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