Pfiffe und Buh-Rufe vor Landtag in Thüringen! Wut-Demo gegen Gesundheitspolitik
Erfurt - Mit Trillerpfeifen und Transparenten haben Hunderte Ärzte und Apotheker vor dem Landtag in Erfurt auf Probleme bei der ambulanten medizinischen Versorgung in Thüringen aufmerksam gemacht.

Allein bei den Hausärzten seien derzeit 68 Praxen nicht besetzt, damit bekämen Tausende Patienten keine angemessene Versorgung, erklärten Redner.
Bei den Zahnärzten würden zu Jahresbeginn 26 Praxen schließen, weil keine Nachfolger gefunden worden seien, hieß es.
Zu der Protestaktion hatten die Berufsverbände von Praxisärzten, Zahnärzten und Apothekern in Thüringen aufgerufen. Die Ärzte forderten unter anderem einen angemessenen Inflationsausgleich angesichts der stark gestiegenen Energiepreise, aber auch mehr Wertschätzung ihrer Arbeit.
Die fehlende Wertschätzung für Ärzte und das medizinische Personal durch die Politik führe dazu, dass die Krankenkassen immer neue Sparrunden starteten, sagte ein Zahnarzt.
Er schimpft: "Verlangt wird immer mehr Leistung für das Geld von gestern. Deshalb ist es kein Wunder, wenn immer mehr aussteigen."
Aus Sicht der Praxisärzte konzentriert sich die Krisenhilfe der Politik zu sehr auf Krankenhäuser und Pflegeheime, Praxen kämen dabei zu kurz.

Gesundheitsministerin Heike Werner von Demonstranten ausgebuht!

Thüringens Gesundheitsministerin Heike Werner (53, Linke) verteidigte sowohl vor den Protestierenden als auch in einer anschließenden Landtagsdebatte die Politik der Landesregierung.
Sie wisse sehr wohl, dass nicht alleine die Kliniken die Last der Pandemiebewältigung getragen hätten. "Im Fokus des Orkans der Pandemie standen Sie."
Werner sagte, sie kämpfe seit langem darum, die Zahl der Medizinstudienplätze im Freistaat zu erhöhen. Auch auf Bundesebene setze sich das Land für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Ärzten und Apothekern ein.
So habe das Land unter anderem dagegen gestimmt, die Neupatientenvergütung abzuschaffen. Dafür habe es aber keine Mehrheit gegeben.
Ihre Rede bei der Demonstration wurde durch "Buh"- oder "Aufhören!"-Rufe sowie Pfeifkonzerte unterbrochen.
Titelfoto: Martin Schutt/dpa