Touristen raus, Mieter rein: Erfurt nimmt illegale Ferienwohnungen ins Visier
Von Annett Gehler
Alles in Kürze
- Erfurt geht gegen illegale Ferienwohnungen vor.
- 99% Belegungsquote von Wohnungen in Erfurt.
- 60 Verfahren mit 200 Ferienwohnungen überprüft.
- Erfurt braucht bis zu 7000 neue Wohnungen in 15 Jahren.
- Kein Landesgesetz gegen Zweckentfremdung von Wohnraum.
Erfurt - Die Thüringer Landeshauptstadt geht angesichts des Wohnungsnotstandes in Erfurt härter gegen nicht genehmigte Ferienwohnungen vor.

Die Belegungsquote von Wohnungen in Erfurt liege derzeit bei mehr als 99 Prozent, sagte der Beigeordnete für Stadtentwicklung, Kultur und Welterbe, Lars Bredemeier. Durch die Umwandlung von Unterkünften in Ferienquartiere gingen diese dem Wohnungsmarkt verloren. Ferienwohnungen müssen gewerblich angemeldet und baurechtlich genehmigt sein, betonte Bredemeier.
"Wir wissen durch eigene Recherchen in den gängigen Portalen und durch Hinweise aus der Bevölkerung von vielen nicht genehmigten Ferienwohnungen", so der Beigeordnete. Es seien auch Fälle bekannt, in denen nach einer Eigenbedarfskündigung des Vermieters die Wohnung als Ferienunterkunft angeboten wurde.
Wie viele genehmigte und illegale Ferienwohnungen es in Erfurt gibt, dazu liegen laut Bredemeier keine statistischen Erhebungen vor. Beim städtischen Bauamt seien derzeit rund 60 Verfahren anhängig, bei denen rund 200 Ferienwohnungen überprüft würden. Ein eröffnetes Verfahren bedeute aber nicht automatisch eine Verbotsnutzung als Ferienwohnung.
Erfurt braucht bis zu 7000 neue Wohnungen in den nächsten 15 Jahren
Im Gegensatz zu vielen anderen Bundesländern fehle derzeit im Freistaat noch immer ein Landesgesetz, das die Zweckentfremdung von Wohnraum reglementiere und sanktioniere, kritisierte Bredemeier. Laut einer Prognose sind in den nächsten 15 Jahren zwischen 3800 und 6900 neue Wohnungen in Erfurt notwendig.
Die Erfurter Tourismus und Marketing GmbH begrüßte das Vorgehen der Stadt ausdrücklich: "Ein Grund für Erfurts Beliebtheit bei Touristen ist die belebte Innenstadt. Wenn hier weniger Menschen wohnen, wird die Altstadt nur noch zur Kulisse", sagte Geschäftsführer Christian Fothe.
Titelfoto: Martin Schutt/dpa