Trotz teils extremer Anfeindungen: Moschee in Erfurt nimmt weiter Form an

Erfurt - Seit 2018 baut die muslimische Ahmadiyya-Gemeinde an einer Moschee in Erfurt. Nun ist das Minarett geliefert worden. Es setzt nach Ansicht des Gemeindesprechers auch ein Zeichen.

Der acht Meter hohe Gebetsturm wurde an der Moschee installiert.
Der acht Meter hohe Gebetsturm wurde an der Moschee installiert.  © Michael Reichel/dpa

Das etwa acht Meter hohe Minarett sei am Donnerstag geliefert und aufgestellt worden, sagte der Sprecher der zuständigen muslimischen Ahmadiyya-Gemeinde, Mohammad Suleman Malik. Der Turm ist eine Art Zier-Minarett. Kein Muezzin werde von dort aus zum Gebet aufrufen. Vielmehr sei es eine Art Leuchtturm, der zeige, dass es sich um ein islamisches Gotteshaus handle.

"Es geht auch um Sichtbarkeit", so Malik. Ihm zufolge wird die fertig gebaute Moschee mit Minarett und Kuppel das erste auch als solches äußerlich erkennbare muslimische Gotteshaus in einem neuen Bundesland sein.

Die Eröffnung könnte im Herbst sein, so Malik. Die Bauarbeiten dauern seit mehreren Jahren an. Engpässe und Schwierigkeiten im Zuge der Corona-Pandemie spielten dabei eine Rolle. Zudem kam es immer wieder zu Anfeindungen mit teils extremen Mitteln.

Aus dem ersten Stock: Mann wirft Fernseher und Flaschen auf mehrere Mädchen
Erfurt Aus dem ersten Stock: Mann wirft Fernseher und Flaschen auf mehrere Mädchen

Moschee-Gegner zogen etwa vermummt durch den Ortsteil der Baustelle. Zu Schlagzeilen führte auch eine Aktion, bei der in der Nähe des Baugeländes Holzkreuze und Holzspieße mit Schweinekadavern aufgestellt worden waren.

Ahmadiyya-Gemeinde feiert 100-jähriges Bestehen

Die Eröffnung der in Erfurt gebauten Moschee ist für Herbst 2023 angepeilt.
Die Eröffnung der in Erfurt gebauten Moschee ist für Herbst 2023 angepeilt.  © Michael Reichel/dpa

Die Ankunft des Minaretts fällt zeitlich fast zusammen mit einer Jubiläumsfeier: Zum 100-jährigen Bestehen der Ahmadiyya-Gemeinde in Deutschland gibt die Gemeinde in Thüringen am Freitag einen Empfang.

Malik erklärte, dass die Feier auch deutlich machen solle, dass die Gemeinde Teil der Gesellschaft sei. Auch Thüringens Migrationsbeauftragte Mirjam Kruppa (52) wird erwartet.

"In Thüringen bringt sich die zahlenmäßig kleine Gemeinde seit Jahren mit vielfältigen und wertvollen Einsätzen in die Gesellschaft ein", betonte Kruppa im Vorfeld. Eindrücklich in Erinnerung sei ihr etwa das Ärzte-Team der Ahamdiyya, das 2020 in der Pandemie die medizinische Versorgung Geflüchteter in der Landeserstaufnahmeeinrichtung in Suhl unterstützte.

Betrunkener flüchtet "ohne Rücksicht auf Verluste" vor der Polizei und baut mehrere Unfälle
Erfurt Betrunkener flüchtet "ohne Rücksicht auf Verluste" vor der Polizei und baut mehrere Unfälle

"Ich bin der Gemeinde sehr dankbar, dass sie sich durch die unsäglichen rassistischen und islamfeindlichen Angriffe von ihrer Arbeit nicht abhalten lässt."

Die Ahmadiyya-Gemeinde zählt Malik zufolge in Thüringen mehr als 100 Mitglieder.

Titelfoto: Michael Reichel/dpa

Mehr zum Thema Erfurt: