Entführt, gequält und erpresst: Mutmaßlicher Kidnapper spricht vor Gericht

Heilbronn - Die brutale Tat erinnert ein wenig an eine Thriller-Serie aus einem Streaming-Dienst: Ein Familienvater wird in Schwäbisch Hall in seiner Wohnung überfallen, nach Brandenburg verschleppt und gequält.

Insgesamt sind nach dem Prozessauftakt am Dienstag drei weitere Termine bis zum 16. November geplant.
Insgesamt sind nach dem Prozessauftakt am Dienstag drei weitere Termine bis zum 16. November geplant.  © Bernd Weißbrod/dpa

Er könne sich sein brutales Verhalten selbst nicht mehr erklären, sagte der 29 Jahre alte Hauptangeklagte am Dienstag zum Prozessauftakt vor dem Heilbronner Landgericht.

Aber da er sich das gezahlte Darlehen selbst geliehen habe und unter Druck gesetzt worden sei, habe er Todesängste erlitten und handeln müssen, so der Angeklagte.

Bevor das Lösegeld gezahlt worden war, hatte ein Spezialeinsatzkommando die drei Männer im vergangenen März einen Tag nach der Entführung überwältigt und das Opfer befreit.

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Der Deutsche muss sich gemeinsam mit seinem 27 Jahre alten mutmaßlichen Kumpan, einem Montenegriner, unter anderem wegen erpresserischen Menschenraubs verantworten. Angeklagt ist auch ein 32-jähriger Serbe, der Botengänge übernommen und einen Arzt bezahlt haben soll.

Als Subunternehmer des späteren Opfers hatte der Hauptangeklagte dem verschuldeten Bauunternehmer einen höheren Geldbetrag überwiesen, von dem er sich einen Teil selbst geliehen hatte.

Als der damals 46 Jahre alte Schuldner nicht auf Anrufe reagierte, fuhr er mit dem zweiten Angeklagten nach Schwäbisch Hall und schlug zu, als der Unternehmer die Zahlung verweigerte.

Der Angeklagte wird vom Anwalt Thorsten Weismann (r.) vertreten.
Der Angeklagte wird vom Anwalt Thorsten Weismann (r.) vertreten.  © Bernd Weißbrod/dpa

Dritter Mann soll Komplize gewesen sein

Die beiden verschleppten dann ihr Opfer nach Schönwalde in Brandenburg und quälten es unter anderem mit Faustschlägen, einer Softairpistole und einer Bohrmaschine.

Von der Partnerin des Mannes forderten sie erfolglos ein Lösegeld in Höhe von 26.600 Euro. Das SEK griff ein, als der Hauptangeklagte dem Unternehmer zweimal ins Bein schoss.

Angeklagt ist auch ein dritter Mann. Er soll durch Botengänge und bei einem Arzt als Gehilfe für die beiden anderen Männer aufgetreten sein.

Erstmeldung: 8 Uhr, aktualisiert um 13.35 Uhr.

Titelfoto: Bernd Weißbrod/dpa

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