Kokain aus Übersee geschmuggelt: Verteidiger weisen Vorwürfe zurück!
Berlin - Er soll von Kolumbien und Mexiko aus mit großen Mengen Kokain gehandelt und Geschäfte mit einer Berliner Bande eingefädelt haben: Ein mutmaßlicher Drogenhändler steht seit Dienstag vor dem Landgericht der Hauptstadt.
Für den Prozess gegen den Kolumbianer um angeblich geplante Lieferungen im Umfang von 300 und 700 Kilogramm Kokain gelten verschärfte Sicherheitsvorkehrungen.
Einer der beiden Verteidiger erklärte nach Verlesung der Anklage, sein Mandant sei kein international tätiger Drogenhändler gewesen. Die Verhandlung werde zeigen, dass der 61-Jährige unschuldig sei.
Er habe nie Kokain geliefert, sich nie dazu bereit erklärt und nie über Kokain verfügt. Der Angeklagte werde sich am zweiten Prozesstag zu den Vorwürfen äußern, kündigte einer der Anwälte an.
Das Verfahren steht im Zusammenhang mit einem seit August laufenden Prozess gegen zehn Angeklagte. Sie sollen mehr als vier Tonnen Kokain von Südamerika über den Hamburger Hafen nach Deutschland geschmuggelt haben.
Die "Logistiker" sollen von Berlin und Umgebung aus agiert haben. Die Gruppierung sei mit 6,6 Tonnen Kokain in Verbindung zu bringen.
Die Männer seien im wesentlichen Logistiker gewesen, "die für Großhändler in Südamerika gegen Gewinnbeteiligung den Transport nach Europa übernommen hatten", so ein Ankläger. Drei mutmaßliche Haupttäter hätten insgesamt rund 9,3 Millionen Euro erlangt, so die Anklage.
Drogen in eigens dafür angefertigten Metallplatten versteckt
Der 61-jährige Kolumbianer, der zuletzt in Mexiko gelebt haben soll, war Mitte März dieses Jahres auf dem Flughafen in Madrid festgenommen und einige Wochen später nach Deutschland ausgeliefert worden. Er befindet sich seitdem in Untersuchungshaft.
Zu seiner beruflichen Tätigkeit sagte der Angeklagte, er sei "Administrator von Unternehmen". In der Verteidiger-Erklärung hieß es, er sei im März unter seinem richtigen Namen nach Europa gereist, um seinen Sohn zu besuchen. In Europa werde eine "Gefahrenlage kreiert", das führe zur "Mystifizierung" ihres Mandanten.
In dem Verfahren gegen zehn Angeklagte geht es um 16 mutmaßliche Schmuggelfahrten in der Zeit von Sommer 2011 bis Sommer 2021. Rauschgift sei in hohlen, eigens dafür angefertigten Metallplatten versteckt worden. Getarnt als Blei- oder Kupferlieferungen sei Kokain geschmuggelt worden.
Scheinfirmen, über die die Geschäfte gelaufen seien, hätten erst in Norddeutschland und später in Brandenburg Hallen angemietet. Dort seien Drogen ausgebaut worden.
61-Jährigem soll laut Anklage "Rolle als dauerhafter Lieferant des Kokains angedacht" gewesen sein
Dem Kolumbianer werden zwei der Fälle zur Last gelegt. Im Frühjahr 2020 soll er mit von Berlin aus agierenden Verdächtigen vereinbart haben, dass diese gegen Entgelt in seinem Auftrag einen Transport von 300 Kilogramm Kokain per manipuliertem Seecontainer von Mexiko über Riga (Lettland) nach Deutschland vornehmen sollten, heißt es in der Anklage.
Zur Lieferung sei es allerdings nicht gekommen, weil das Kokain in Mexiko bei Auseinandersetzungen im Drogenmilieu gestohlen worden sei.
Im Sommer 2021 soll sich der Angeklagte der Berliner Gruppierung angeschlossen haben. "Ihm war die Rolle als dauerhafter Lieferant des Kokains angedacht", so die Anklage. Es sei zunächst um einen Transport von mindestens 700 Kilogramm Kokaingemisch gegangen. Weil es Ende November 2021 aber zu Festnahmen in Deutschland kam, sei es nicht zur Durchführung des Plans gekommen.
Der Prozess gegen den 61-Jährigen wird am 3. Januar fortgesetzt. Als erster Zeuge ist ein Angeklagter aus dem Prozess gegen die mutmaßliche Bande vorgesehen - der Mann habe in seinem Verfahren Angaben gemacht, hieß es.
Erstmeldung, 20. Dezember, 5.46 Uhr, aktualisiert um 15.59 Uhr
Titelfoto: Paul Zinken/dpa