Opa zu Tode geprügelt: Ist der angeklagte Enkel schuldfähig?

Von Anne Baum

Berlin - Nach dem gewaltsamen Tod eines 88-Jährigen hat dessen angeklagter Enkel am Dienstag vor dem Berliner Landgericht geschwiegen.

Am Dienstag hat der Prozess gegen den 24-jährigen Angeklagten vor dem Landgericht Berlin begonnen. (Archivfoto)
Am Dienstag hat der Prozess gegen den 24-jährigen Angeklagten vor dem Landgericht Berlin begonnen. (Archivfoto)  © Jens Kalaene/dpa

Der 24-Jährige soll seinen Großvater durch Schläge und Tritte tödlich verletzt haben. Anschließend habe er in der Wohnung in Berlin-Marzahn auch seine 84-jährige Großmutter angegriffen. Einer seiner beiden Verteidiger sagte, sein Mandant bereue die Tat und wünsche sich, dass sie nie geschehen wäre.

Die Staatsanwaltschaft strebt in dem Verfahren wegen Totschlags, versuchten Totschlags und gefährlicher Körperverletzung eine unbefristete Unterbringung des 24-jährigen Deutschen in einem psychiatrischen Krankenhaus an.

Er soll am 8. Februar dieses Jahres zu seinen Großeltern in die Lea-Grundig-Straße gefahren seien. Sie hätten ihm nach Mitternacht geöffnet. Der Enkel habe seinen ihm körperlich unterlegenen Opa angriffen, um ihn zu töten, so die Staatsanwältin. "Er richtete seine Schläge und Tritte vorrangig gegen den Kopf." Der 88-Jährige sei innerhalb kurzer Zeit noch am Tatort gestorben.

Mutter und Kind bei Horror-Unfall in Berlin getötet: Raser-Rentner muss nicht mal in den Knast
Gerichtsprozesse Berlin Mutter und Kind bei Horror-Unfall in Berlin getötet: Raser-Rentner muss nicht mal in den Knast
Angriff auf SPD-Mitglieder: Nazi-Schläger müssen hinter Gitter
Gerichtsprozesse Berlin Angriff auf SPD-Mitglieder: Nazi-Schläger müssen hinter Gitter

Der 24-Jährige habe auch die Großmutter geschlagen und getreten. Die 84-Jährige habe unter anderem eine Mittelgesichtsfraktur erlitten. Weil Polizisten klingelten, habe der Enkel von der Seniorin abgelassen und sei über den Balkon geflohen.

War der Angeklagte zum Tatzeitpunkt in Berlin nicht zurechnungsfähig?

Die schreckliche Bluttat hat sich Anfang Februar in Berlin-Marzahn zugetragen.
Die schreckliche Bluttat hat sich Anfang Februar in Berlin-Marzahn zugetragen.  © NEWS5 / Sven Schuster

Die Beamten seien von Nachbarn alarmiert worden, weil das Auto des Ehepaars mit eingeschalteter Warnblinkanlage vor dem Haus gestanden habe, hieß es im Prozess. Mit dem Fahrzeug soll der Enkel unterwegs gewesen sein.

Bereits am Vortag habe er sich auffällig benommen, seine Eltern hätten sich Sorgen gemacht und ihn gesucht. Er wurde kurz nach der Tat festgenommen und befindet sich seitdem im Krankenhaus des Maßregelvollzugs.

Bei der Polizei hatte der junge Mann gestanden. Er habe einige Tage zuvor Cannabis konsumiert, gab er zu Protokoll. Er habe "alle Farben verkehrt gesehen" und "alle andere als Feinde betrachtet".

Gericht gibt Volksbegehren "Berlin autofrei" freie Fahrt
Gerichtsprozesse Berlin Gericht gibt Volksbegehren "Berlin autofrei" freie Fahrt
Frau getötet und in Sandhügel verscharrt: Vater rief die Polizei
Gerichtsprozesse Berlin Frau getötet und in Sandhügel verscharrt: Vater rief die Polizei

Als sein Opa auf dem Boden lag, sei er zu sich gekommen und habe "alles verstanden". Eine Polizistin sagte als Zeugin vor Gericht, der 24-Jährige habe bei seiner Aussage immer wieder ins Leere gestarrt und geweint.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass er sich zum Tatzeitpunkt wegen einer Schizophrenie in einem psychotischen Zustand befunden habe, eine Schuldunfähigkeit sei nicht auszuschließen. Für den Prozess sind fünf weitere Tage bis zum 24. Juli terminiert.

Titelfoto: NEWS5 / Sven Schuster, Jens Kalaene/dpa (Bildmontage)

Mehr zum Thema Gerichtsprozesse Berlin: