Babyleiche im Biomüll: Mutter spricht vor Gericht von Missbrauchserfahrung und Toiletten-Geburt

Dresden - Dieser Fund schockierte nicht nur Sachsen: Im Februar entdeckte Radlader-Fahrer Mario P. (59) Teile einer Babyleiche auf einer Biomüllanlage in Freital. Schnell war Lisa D. (24) als Mutter ermittelt, seit Mittwoch muss sich die junge Briefzustellerin deshalb wegen Todschlags vor dem Dresdner Landgericht verantworten.

Auf der Deponie für Biomüll fand ein Arbeiter die Überreste.  © Ove Landgraf

"Ich habe gerade meine Schlussrunde gemacht", sagt Radlader-Fahrer Mario P. "Da lag etwas auf der Straße, da war eine Krähe dran."

Beim genauen Hinsehen erkannte er, dass es der Oberkörper eines Babys mit nur noch einem Arm daran war. Vermutlich waren die Teile von einem Haufen gerollt, der gerade aus der Zerkleinerungsanlage kam. Geistesgegenwärtig stülpte er eine Wanne darüber, informierte Chef und Polizei.

Die Ermittler gingen zwei Tage später an die Öffentlichkeit, erhielten kurz darauf einen Hinweis von einem Arbeitskollegen, der den Schwangerschaftsbauch von Lisa D. bemerkt hatte.

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Lisa D. hatte eine schwere Kindheit

Lisa D. (24) räumte ein, ihr Baby entsorgt zu haben.  © Ove Landgraf

Am 12. Februar landete Lisa D. in Untersuchungshaft. Vor Gericht ließ sie ihre Erklärung über den Anwalt verlesen, schildert zuerst ihre lieblose Kindheit als sechstes von sieben Kindern mit Missbrauchserfahrung und dem Auszug ins Heim mit 16 Jahren. Die erste Tochter bekam sie anschließend 2019, die zweite im Dezember 2022.

"Im Juni, Juli 2024 ging mir die Pille aus", erklärt die Freitalerin. "Ich habe gehofft, dass es gut geht." Doch schon im August bemerkte sie, dass sie ein drittes Mal schwanger war.

Erst Anfang 2025 sagte sie ihrem Freund Bescheid, dieser habe versprochen, sie zu unterstützen. "Ich wusste, dass ich kein drittes Kind will", so Lisa D. "Ich habe nicht über die Schwangerschaft nachgedacht, habe das verdrängt."

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Bis dann am 2. Februar die Wehen einsetzen.

Die junge Mutter hat das Baby in einer Biotonne entsorgt

Über die Biotonne geriet der kleine Leichnam auf die Deponie.  © Ove Landgraf

Lisa P. war da mit den beiden Töchtern allein zu Hause, brachte das Kind auf dem Klo zur Welt.

"Das Kind ist in die Toilette gefallen", erklärt sie. "Es hat nicht geschrien, nur Geräusche gemacht." Als es sich nach 20 bis 30 Minuten gar nicht mehr regte, habe sie gedacht, es sei tot, steckte es in eine Decke und eine Tüte. Dann soll sie es in der Biotonne entsorgt haben.

Der Freund sei zwei Stunden später nach Hause gekommen und soll nichts bemerkt haben. Der Prozess wird fortgesetzt.

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Hinweis

In ausweglosen Situation können Babyklappen oder andere anonyme Hilfsangebote genutzt werden, sodass das Kind sicher in professionelle Hände gelangt. Telefon: 0180 4 23 23 23.

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