Dresden - Tag zwei im sächsischen Agenten-Thriller: Eine der "federführenden" Ermittlerinnen trat am Mittwoch in den Zeugenstand im Spionageprozess gegen Jian G. (44) und Jaqi X. (39). Obwohl die 35-Jährige schlecht vorbereitet war, kam doch Erstaunliches zutage - und liefert Jians Ex-Chef Maximilian Krah (48, AfD) Argumente an die Hand.
Laut der Kriminalhauptkommissarin haben die Beamten bei Jians Festnahme ein Huawei-Telefon gesichert. Der mutmaßliche China-Spitzel hatte wohl noch versucht, den Speicher zu löschen.
Doch dank Back-up fanden die Ermittler sensibelste Daten. Auf diesem "Super Device" fanden sich fast alle Argumente für die Anklage.
Teils 24.000 Zeilen lange Tabellen - mit Konto-Nummern, Adressen und Social-Media-Accounts von China-Dissidenten in Deutschland - befanden sich ebenso darauf wie Bilder vom Flughafen Leipzig/Halle.
Von diesem Drehkreuz internationaler Waffenlieferungen sendete ihm Komplizin Jaqi senegalesische Frachtpapiere, E-Mails "kommender Bundeswehrflüge", Fotos von Militärfahrzeugen.
Und G. machte sich den Daten zufolge Notizen: "Militäreinsätze in Frankreich", "Gepäck von LAX nach Israel" oder auch "Die Schnelle Eingreiftruppe der Bundeswehr wird nach Ungarn verlegt."
Jian soll seit 22 Jahren für China in Deutschland spionieren
Auf einer weiteren Festplatte fanden die Ermittler Argumente für Krah: So habe Jian alle Auslandsreisen des AfD-Politikers zwischen 2016 und 2018 dokumentiert - also noch bevor er sein Assistent im EU-Parlament wurde und Krah "nur" sein Anwalt war.
Auf Nachfragen der Verteidiger musste die Kommissarin wie so oft am Mittwoch antworten: "Tiefere inhaltliche Auswertungen habe ich nicht vorgenommen ..."
Laut Anklage soll Jian seit 22 Jahren für China in Deutschland spionieren. Dabei habe er China-Kritiker, die AfD und das EU-Parlament ausgehorcht.
Die Mitangeklagte räumte bereits ein, ihm zugearbeitet zu haben. Der Prozess wird fortgesetzt.