Bande klaute neue Reifen direkt ab Werk
Dresden - Lieferungen frei Haus sind üblich. Doch "Klauen ab Werk" ist schon mächtig dreist. Vier Männer sitzen derzeit auf der Anklagebank im Landgericht Dresden, weil sie massenhaft Goodyear-Reifen aus dem angrenzendden Logistikzentrum in Riesa gestohlen haben sollen. Dem Pneu-Riesen entstand dabei ein Schaden von 620.000 Euro.
Laut Anklage bekamen Marcel C. (36) und Sandro S. (35) von einem Kumpel eine "verloren gegangene" Zugangskarte fürs Gelände. Außerdem die Liste mit den Schließtagen.
Prompt klauten sie 200 Reifen und verscherbelten sie in Polen. Der Coup lief so reibungslos, dass die polnischen Abnehmer nachbestellten, Marcel und Sandro weitere Helfer ins Boot holten. So machten auch Andreas M. (35) und Matthias W. (34) mit.
"Er war mein Nachbar. Wir verstanden uns gut", so Umzugshelfer Andreas über Marcel. "Dann fragte er, ob ich schnelles Geld verdienen will. Ich müsste mich um nichts kümmern."
Er machte mit und verdiente 2000 Euro pro Tour.
Ein Urteil steht noch aus
Dreimal, so die Anklage, fuhren die Männer in unterschiedlicher Besetzung in Riesa an der Paul-Greifzu-Straße vor und sackten insgesamt 7000 Reifen für 620.000 Euro ein! Der "Erlös" der mutmaßlichen Täter: 300.000 Euro.
Auch zum Tag der Republik 2024, als wieder Schließtag im Werk war, ließen die Täter polnische Laster auf den Hof zum Verladen der Pneus fahren.
Diesmal wurde das Gelände aber überwacht, rückte die Polizei an. Marcel und seine Kumpels flohen, "nur" die polnischen Fahrer wurden geschnappt.
Danach knirschte es offenbar vor allem zwischen Marcel und Sandro. So sehr, dass Sandro rabiat eine Harley (16.000 Euro) von Marcel forderte, dabei Pfefferspray einsetzte.
Er bekam die Maschine nicht, ist nun aber zusätzlich wegen versuchten Raubes angeklagt. Inzwischen hat der Staatsanwalt die Harley beschlagnahmt. Urteil folgt.
Titelfoto: Bildmontage: picture alliance/Frank Exss, Peter Schulze, imago/alimdi

