Fragwürdige Geschäfte: Dresdner Anwalt Hannig sitzt selbst auf der Anklagebank

Dresden - Der Dresdner Anwalt Frank Hannig (48) will sich im Mai für die Freien Wähler in den Stadtrat wählen lassen, inszeniert sich im Internet gern als Verteidiger des Rechtsstaats. Diesen spürte er jetzt auf ungewohnte Weise, musste selbst auf der Anklagebankplatz nehmen.

Ungewohnte Rolle: Der Dresdner Rechtsanwalt Frank Hannig (48) brauchte gestern am Amtsgericht selbst einen Verteidiger.  © Steffen Füssel

Hannig erregte schon oft Aufsehen. Er half der Stasi und PEGIDA, verklagte die Kanzlerin, arbeitete und zerstritt sich mit MDR-Moderator Peter Escher (64). Dienstag brauchte der Rechtsanwalt am Amtsgericht selbst einen Verteidiger.

Die Staatsanwaltschaft warf ihm vor, in zwei Fällen Beihilfe zum Subventionsbetrug geleistet zu haben.

So war Hannig vor rund acht Jahren auch als Geschäftsführer der Dresdner Ratgebergesellschaft (DRG) tätig. Diese führte für Existenzgründer Schulungen durch, bei denen Hannig teils selbst dozierte.

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Die angehenden Unternehmer konnten das als Weiterbildung von der Sächsischen Aufbaubank (SAB) fördern lassen. Bei zwei Fördermittelanträgen (8400 und 5160 Euro) soll Hannig laut Staatsanwalt geholfen haben, "unrichtige oder unvollständige Angaben" zu machen. Einmal wurden nicht wie vorgeschrieben konkurrierende Schulungs-Anbieter angeben.

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Die DRG half damit beim Ausfüllen des Förderantrags, angeblich um später selbst die Schulung durchzuführen.

Aber: Weitere Firmen und DRG-Mitarbeiter waren involviert, verstritten sich. Die SAB hatte zudem die Bescheide später selbst annulliert. So wurde das Verfahren auf Initiative der Verteidigung gegen Auflage eingestellt: Hannig muss 1500 Euro für gemeinnützige Zwecke zahlen. "Das ist eine vernünftige Lösung", sagte er.

Und ließ sich nach der Verhandlung eine dicke Zigarre schmecken.

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