Panne bei Gerichtsprozess gegen Dynamo-Hools: Schöffin im Vietnam-Urlaub!

Dresden - Beinahe wäre der Prozess gegen zwei Dynamo-Hools geplatzt: Kurz vor Beginn bemerkte das Gericht, dass eine eingeteilte Schöffin nicht da war. Wie sich dann herausstellte, weilt die Nebenrichterin im Urlaub - in Vietnam! Als der Prozess mehr als eine Stunde verspätet mit einer Ersatz-Schöffin beginnen konnte, profitierten die beiden angeklagten Ultra-Fans von einem "Deal" mit der Staatsanwaltschaft.

Am 16. Mai 2021 kam es in Dresden zu heftigen Krawallen.
Am 16. Mai 2021 kam es in Dresden zu heftigen Krawallen.  © Robert Michael/dpa

Der 16. Mai 2021 sollte einer der schönsten Tage im Dresdner Fußballkalender sein, schaffte Dynamo doch am vorletzten Spieltag der Corona-Saison den direkten Aufstieg in die zweite Liga.

Aber es glich einem Volksaufstand, als Tausende Fans sich gegen die Ordnungskräfte richteten und 184 Polizisten verletzten.

Darunter Rico H., von Beruf Stahlbetonbauer und Bauleiter bei einem bekannten Dresdner Unternehmen. Nach eigenen Angaben hatte der 31-Jährige am Nachmittag der Krawalle bereits zehn bis zwölf Bier intus.

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"Der Angeklagte Rico H. hatte eine Maske dabei, um sich zu vermummen sowie Werkzeug, um vorsätzlich Menschen zu verletzten. Zudem scheint der Angeklagte einer der treibenden Kräfte der Aufstände gewesen zu sein", so die Staatsanwältin unter Berufung auf Bildmaterial.

Einer der Anführer in der Ultra-Szene und Bauleiter einer Dresdner Baufirma, Rico H. (31), zeigte sich vor dem Gerichtssaal nur mit Kapuze und Maske.
Einer der Anführer in der Ultra-Szene und Bauleiter einer Dresdner Baufirma, Rico H. (31), zeigte sich vor dem Gerichtssaal nur mit Kapuze und Maske.  © Peter Schulze

Vorwurf der weiteren Straftaten auf Oktoberfest und bei Karneval

Auch Dynamo-Schläger Martin F. (29) kam zum Prozess vermummt.
Auch Dynamo-Schläger Martin F. (29) kam zum Prozess vermummt.  © Peter Schulze

Nachweislich soll Rico H. vier Flaschen und brennende Pyrotechnik auf Polizisten geworfen haben. Am Rande der Krawalle habe er zudem einen Mann ins Gesicht geschlagen, der das Geschehen filmte.

Ebenfalls auf der Anklagebank: Martin F. (29), ein Zerspanungsmechaniker. Auch er war zur Aufstiegsfeier am Stadion, mischte bei den Ausschreitungen mit.

Zudem werden ihm zwei weitere Straftaten auf einem Dresdner Oktoberfest und beim Radeberger Karneval vorgeworfen, darunter schwere Körperverletzung.

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Der Deal mit der Staatsanwaltschaft: keine Zeugenvernehmung, weil die beiden Täter geständig waren.

Das Urteil: jeweils 1,5 Jahre auf Bewährung und 800 Euro Geldstrafe an gemeinnützige Vereine.

Titelfoto: Montage: Robert Michael/dpa, Peter Schulze (2)

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