Fummel-Attacke ging in die Hose: Ex-Politiker als Po-Grapscher verurteilt

Dresden - Schuldig der sexuellen Belästigung! Tino Günther (61), Ex-Vize-Landes-Chef der FDP, wurde vom Amtsgericht Dresden zu einer Zahlung von 3000 Euro Strafe verdonnert. Der Holzspielzeugmacher aus Seiffen hatte 2022 einer Parteikollegin (41) an den Po gepackt. Der Prozess zeigte, dass auch die FDP mit dem Vorfall rustikal umging.

Tino Günther (61) musste sich am Amtsgericht Dresden verantworten und kassierte ein Urteil.
Tino Günther (61) musste sich am Amtsgericht Dresden verantworten und kassierte ein Urteil.  © Peter Schulze

"Ich kann meine Unschuld nicht beweisen", so Günther. Er könne sich nicht erinnern, "aber auch nichts ausschließen". Laut Anklage wurde er beim Treffen einer FDP-nahen Stiftung in Dresden übergriffig. Als sich die Mitglieder begrüßten, packte er "fest zu".

Die Frau: "Ich schob ihn weg und sagte: Das hast Du jetzt nicht wirklich getan!" Seine Antwort: "Ich bin eben gut drauf." Er habe überhaupt nicht "realisiert, dass es mich gekränkt, angewidert und beschämt hat". Später bot er ihr eine Entschuldigung an, es sei eine "Ausnahmesituation gewesen".

Sie wandte sich an die Vertrauensperson der Partei, informierte die Landesspitze. Die Reaktionen waren bemerkenswert: Die Landes-Chefin machte ihr klar, "dass sie keinen Skandal gebrauchen kann".

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Ein Mitglied schlug zwar den Rücktritt von Günther vor, öffentlich entschuldigen müsse er sich aber nicht, weil "das für ihn peinlich wäre". Und eine "Partei-Freundin" riet, "sich wieder einzukriegen, es war ja keine Vergewaltigung".

Opfer erhob im Gericht schwere Vorwürfe gegen die FDP

Eigentlich ist Tino Günther für lustige Dinge bekannt. So baute er den Virologen Christian Drosten (51, F.) und Entertainer Gottschalk als Räuchermänner.
Eigentlich ist Tino Günther für lustige Dinge bekannt. So baute er den Virologen Christian Drosten (51, F.) und Entertainer Gottschalk als Räuchermänner.  © DPA

Inzwischen hat das Opfer sämtliche Ämter niedergelegt, die FDP verlassen und erhob im Gericht schwere Vorwürfe.

"Es gibt in der FDP keine Frau, die nicht wenigstens verbal schon belästigt worden wäre", so die Zeugin, die dem Staatsanwalt auch den Namen eines weiteren mutmaßlichen Opfers des Spielzeugmachers nannte.

Zum Prozessende wandte sich Günther, der inzwischen lediglich noch im Ortsverband Seiffen aktiv ist, an die Frau: "Ich entschuldige mich für das, was da passiert ist."

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Dem Richter war das zu wenig: "Sie wollen es einfach nicht wahrhaben!", tadelte er. "Sie haben zugegriffen! Dabei ist es völlig egal, ob das Opfer Mann oder Frau ist. Fragen Sie sich mal, was gewesen wäre, wenn Ihnen das passiert wäre."

Titelfoto: Peter Schulze

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