Giuseppe zündete zwei Straßenbahnen an, weil er Stimmen hörte: Ist er schuldunfähig?
Dresden - Er hat bereits 20 Vorstrafen und gilt als nicht zimperlich. Doch für seine neuen Taten wird Giuseppe M. (50) wohl nicht verurteilt.
Im Sommer 2022 zündete der Koch aus Neapel zweimal Straßenbahnen der Linie 4 an. Laut Staatsanwalt ist er schuldunfähig. Nun muss das Landgericht Dresden entscheiden, ob er dauerhaft in einer Psychiatrie untergebracht werden soll.
"Ich hörte Stimmen", so Giuseppe. Die hätten ihm gesagt, Bahnen anzuzünden. So stieg der Italiener samt Mountainbike und Stirnlampe in die Linie 4 Richtung Coswig, kippte kurz vor der Endhaltestelle Benzin über Sitze, zündelte und radelte davon.
Innerhalb von Sekunden loderten Flammen, war alles voller Qualm. Ein Zeuge löschte die Flammen, die Bahnfahrerin rief die Rettung.
Schon in der nächsten Nacht brannte es wieder. "Ich fahre seit 1983", sagte der Bahnfahrer, der im Innenspiegel die Flammen sah, kurz nachdem "der Mann mit dem Rad" ausgestiegen war. "Ich habe mit allem gerechnet, aber nicht, dass meine Bahn plötzlich brennt."
Er löschte das Feuer. "Als ich zurückwich, weil ich Luft schnappen musste, radelte der Täter tiefenentspannt vorbei und lachte mich an!"
Als die Polizei Giuseppe Stunden später in seiner Unterkunft mit nacktem Oberkörper und in Unterhosen stellte, macht er so viel Rabatz, dass die Beamten Pfefferspray einsetzten mussten. Seither ist er in der Psychiatrie untergebracht.
Laut Gutachter ist der Zündler wegen paranoider Schizophrenie schuldunfähig. Statt Haft droht ihm die dauerhafte Einweisung. Jedenfalls so lange, wie er als Gefahr für die Allgemeinheit gilt. Giuseppe aber sieht sich auf einem guten Weg: "Seit ich Medikamente nehme, höre ich keine Stimmen mehr." Urteil folgt.
Titelfoto: Roland Halkasch, Peter Schulze