Mutter schmuggelt Drogen in den Knast: Darum muss jetzt ein Richter in den Zeugenstand
Dresden - Wenn Mutti Drogen für den Sohn schmuggelt, muss der Strafrichter in den Zeugenstand. Zumindest am Amtsgericht Dresden.
Dort steht Junior Dominic K. (27) vor Gericht, schweigt aber eisern. Um Licht ins Dunkel zu bringen, muss die zuständige Richterin jetzt ihren Kollegen hören, der seinerzeit Mutter Gisela (60) verurteilt hatte.
Der Reihe nach: Eigentlich sitzt Dominic seit 2015 sieben Jahre Haft wegen Totschlags ab. Er hatte einen Zechkumpanen erschlagen. Laut jetziger Anklage nun beauftragte er seine Mutter Gisela, ihm Drogen in den Knast nach Zeithain zu bringen.
Die Mutti aus der Lausitz tat, wie ihr geheißen, flog aber auf und landete im März selber vor Amtsrichter Dirk Hertle (58) in Bautzen.
Dort gestand Gisela K., bei Dealern in Tschechien und Dresden gekauft zu haben. Sie habe Marihuana und Crystal in gefühlsechte Kondome verpackt, im Schritt versteckt und sei damit in die JVA marschiert. "Ich habe das nur für meinen Jungen gemacht. Der lag mir so in den Ohren", jammerte sie damals und bekam Bewährung.
Nun muss sich Dominic in Dresden am Gericht als Auftraggeber verantworten. Ihm droht Knastaufschlag. Doch er schweigt.
Und auch Gisela verweigerte die Aussage als Zeugin. Das ist ihr gutes Recht als Mutter des Angeklagten. Und so muss Richter Hertle aus Bautzen demnächst in den Zeugenstand nach Dresden. Dort soll er der Kollegin seine Erkenntnisse aus dem Prozess gegen Gisela K. kundtun. Erst dann kann die Dresdner Richterin über Dominic und seine Taten urteilen ...
Titelfoto: Montage: Jens Trenkler, Norbert Neumann