Als Polizisten ihren Nachbarn "schubsen", rastet Frau aus: Beamtin erleidet Schleudertrauma

Dresden - Wenn die Zivilcourage einen selbst überfordert: Als Heike R. (57) sah, wie im August ihr Nachbar im Innenhof von Polizisten bedrängt wurde, griff sie ein. Am Dienstag landete sie nun wegen tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte vor dem Dresdner Amtsgericht.

Heike R. (57) musste sich am Dienstag zum ersten Mal in ihrem Leben vor Gericht verantworten.
Heike R. (57) musste sich am Dienstag zum ersten Mal in ihrem Leben vor Gericht verantworten.  © Steffen Füssel

Völlig aufgelöst erschien die Frau vor Gericht, brach mehrfach in Tränen aus. Denn tatsächlich hatte sie sich noch nie zuvor etwas zuschulden kommen lassen, hatte selbst in der Kindheit Gewalt erfahren. Offenbar reagierte sie auch deshalb über, als die sah, was im Innenhof vor sich ging.

"Ich habe gesehen, wie die Polizisten meinen Nachbarn immer wieder schubsten und ins Gesicht schlugen", sagte sie. "Ich war so schockiert." Dass der Nachbar kein Kind von Traurigkeit war und selbst handgreiflich geworden war, wusste sie nicht. "Ich dachte, ich muss etwas tun, dass das aufhört."

Doch als sie die Polizisten ansprach, kassierte sie einen Platzverweis. Auch, weil der Nachbar sich gerade erst wieder beruhigt hatte. Doch Heike R. kam dem nicht nach. "Dann schubste mich die Frau Polizist so weg", berichtete sie. "Ich habe sie an der Weste gegriffen, vielleicht habe ich sie dabei wirklich im Gesicht getroffen."

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Tatsächlich erlitt die Beamtin bei dem Gerangel eine Nasenbein- und Oberschenkelprellung, außerdem ein Schleudertrauma. Sie musste drei Wochen krankgeschrieben werden.

Verfahren nach Schmerzensgeldzahlung eingestellt

"Ihr erster Impuls war ja richtig", so der Richter. Aber nach dem Platzverweis hätte sie den Ort verlassen müssen. "Das war eine Straftat", sagte der Richter. "Aber Sie sind nicht die klassische Straftäterin."

So wurde das Verfahren gegen 600 Euro Schmerzensgeld an die Polizistin eingestellt.

Titelfoto: Steffen Füssel

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