NSU unterstützt? Zschäpe-Freundin bricht vor Gericht in Tränen aus
Dresden - Zehn Menschen ermordeten die Neonazi-Terroristen des "Nationalsozialistischen Untergrunds" (NSU), unterstützt wurden sie von André E. (46). Doch auch seine Ehefrau Susann E. (44) soll vom Terror gewusst und dabei mitgeholfen haben - unter anderem für eine Stereoanlage und einen Ausflug ins Disneyland. Am Donnerstag startete der Prozess gegen sie vor dem Oberlandesgericht Dresden.
Susann E. gibt sich bürgerlich: In oranger Strickjacke versteckt sie sich hinter einem Aktenordner.
Außer ihren Personalien will die Pflegekraft am ersten Tag nichts sagen. Dabei wiegen die Vorwürfe gegen sie schwer.
Laut Anklage pflegte sie seit 2006 eine enge Freundschaft zur verurteilten Terroristin Beate Zschäpe (50), Anfang 2007 soll sie auch konkret vom Untergrundleben, den Mord- und Sprengstoffanschlägen wie auch den Banküberfällen gewusst haben.
Trotzdem soll sie das Trio gedeckt haben.
Zschäpe gab sich immer wieder als Susann E. aus
Als es am zu einem Diebstahl kam, klingelte die Polizei am 7. Dezember 2006 an der Tür des NSU-Verstecks in der Zwickauer Polenzstraße.
Zschäpe soll sich als Susann E. vorgestellt haben. Später soll sie André E. mit dem Ausweis seiner Frau sogar zur Zeugenvernehmung ins Polizeirevier gefahren haben.
Doch auch im Jahr 2008, nachdem sie von den Morden gewusst haben soll, wirft ihr die Anklage Unterstützung vor: Zwischen dem 11. September 2008 und dem 5. Dezember 2009 ging Zschäpe fünfmal in Zwickau zum Zahnarzt, dabei legte sie die Versichertenkarte von Susann E. vor. 2009 wiederum beantragte André E. eine BahnCard 25 für sich und seine Frau, versah diese aber mit den Bildern von Zschäpe und Uwe Böhnhardt (†34).
Zuletzt wirft ihr die Anklage vor, Zschäpe und Böhnhardt zum Wohnmobilverleih in Schreiersgrün gefahren zu haben. Mit diesem fuhren Böhnhardt und Uwe Mundlos (†38) zu ihrem letzten Banküberfall nach Eisenach. Dort erbeuteten sie zwar 71.915 Euro, wurden aber später von Polizei umstellt und brachten sich um.
Susann E. bricht in Tränen aus
Das Trio soll sich für die Unterstützung des Ehepaars durchaus erkenntlich gezeigt haben: So schenkte es den beiden am 14. August 2009 eine Stereoanlage, auch der 916-Euro-Urlaub der gesamten Familie im Disneyland Paris soll von den Mördern finanziert worden sein.
Nach Verlesung der Anklage bricht Susann E. in Tränen aus, ob sie den Opfern oder ihr selbst gelten, ist unklar. Der Prozess wird fortgesetzt.
Titelfoto: Bildmontage: Ove Landgraf (2)

